Dharmaschatz Podiumsutra d. 6. Ahnlehrers Kap. 4: Samadhi und Prajna (2)
— Begleitlektüre zum wöchentlichen Drei Schätze Retreat
Im letzten Beitrag erklärte Huineng eingehend die Bedeutung der Begriffe Geistesstabilität (Samadhi) und Weisheit (Prajna). Daraufhin ging er näher auf die Grundsätze und Besonderheiten der Praxis ein. Er sprach:
Edle Gefährten! Im Außen fern von allen Formen sein heißt „Ohne-Formen“. Gelingt es, fern von den Formen zu sein, ist der Dharma-Körper (Buddha-Natur; Urwesen) klar und rein. Das bedeutet „Ohne-Formen als Substanz“.[2]
Edle Gefährten! Bei allen Zuständen bleibt der Geist unbefleckt, so heißt es „Ohne-Gedanken“. Sei in den eigenen Gedanken stets fern von allen Zuständen und hege keinen Geist über sie. Denkt man aber nur nichts über die hundert Dinge nach und rottet so die Gedanken zur Gänze aus: Kommt kein Gedanke mehr hoch, ist es der Tod (und kein Nirvana). Man wird woanders wiedergeboren. Das ist ein großer Fehler. Der Dao-Studierende möge darüber nachdenken: Kennt man den Sinn des Dharmas nicht, ist es nur der Fehler von einem selbst. Wenn man aber andere noch dazu anleitet, ist man nicht nur verblendet und ohne Einsicht (zum eigenen Fehler), man verleumdet auch noch die (Lehre aus den) Sutren Buddhas. Deshalb ist [es von großer Bedeutung, das] „Ohne-Gedanken als Grundsatz“ zu setzen.[3]
Edle Gefährten! Warum das Ohne-Gedanken als Grundsatz setzen? Man redet nur über das Erblicken des Urwesens, der Verblendete hegt [aber nach wie vor] Gedanken zu den Zuständen. Auf Basis dieser Gedanken entfalten sich [wiederum] falsche Ansichten. Sämtliche Stäube, Belastungen und illusorische Gedanken entstehen dadurch. […] Deshalb setzt dieser Dharma auf Ohne-Gedanken als Grundsatz.[4]
Edle Gefährten! Welche Dinge werden nichtig durch dieses „Ohne“? Welche Gedanken werden dann gedacht?
„Ohne“ meint: ohne die dualistischen Formen, ohne den verstaubten und belasteten Geist.
Gedacht werden: Gedanken aus dem [Ur]wesen der Soheit (oder des natürlichen Seins).
Die Soheit ist die Essenz (bzw. das Wesen) der Gedanken. Die Gedanken sind Auswirkungen der Soheit, sie entspringen dem eigenen [Urwesen] der Soheit. Nicht Augen, Ohren, Nase und Zunge können denken. Die Soheit hat [sein] Wesen, deshalb kann sie Gedanken entfalten. Gibt es die Soheit nicht, vergehen auf Anhieb Augen und Ohren [und somit] Formen und Geräusche.[5]
Edle Gefährten! Die Soheit des [Ur]wesens entfaltet Gedanken. Die sechs Sinnesgrundlagen hegen zwar Sicht, Gehör, Gefühle und Wahrnehmungen. [Sie bleiben] unbefleckt von den zehntausend Umständen. Und das wahre [Ur]wesen ist stets da. Deshalb heißt es im Sutra: [Man] kann gut die Manifestation aller Phänomene erkennen und unterscheiden, bleibt aber unentwegt beim ersten Prinzip.[6]
Zur Erläuterung dieses Textabschnitts nehmen wir die Worte des Heiligen Guan, eines berühmten chinesischen daoistischen Heiligen (der beim Weg der Einheit als einer der heiligen Gesetzeshüter geehrt wird) zur Hilfe. Aus Respekt zum Erhabenen Lehrer und aus Bescheidenheit betrachtet er die Dao-Praktizierenden als gleichrangig und spricht Sie als seine (Lehrlings)-Geschwister an:
Liebe Geschwister! […] Entfaltet den Geist, indem ihr euch an nichts anhaftet. […]
Woran soll man denn nicht anhaften? Ist man in der Lage, sich an keiner [äußerlichen] Form anzuhaften, […], ist dies das Stadium der wahren Form.
Was heißt das Stadium der wahren Form? Wenn ihr, liebe Geschwister, begreifen könnt, dass die wahre Form keine Form hat, woran es nichts zu erstreben gibt, gibt es dann noch irgendwelche Verblendungen und [Geistes]Trübungen, an welchen ihr euch anhaften könnt?
Liebe Geschwister! Was aber, wenn ihr blind auf die Nicht-Anhaftung versessen seid? Dann fallt ihr in die [Falle der] „einseitigen Leerheit“. So ist man nicht mehr auf dem mittleren Weg, richtig? Deshalb sollen wir wissen: die wahre Leerheit ist nicht leer. Warum ist sie nicht leer? Sie ist deshalb nicht leer, weil es in der Leere und Stille das spirituelle Wissen gibt, das von selbst [Sicht bzw. Erkenntnisse im] Wirken entfaltet.
Wodurch entfaltet es seine Wirkung? Hört, liebe Geschwister: durch die Prajna-Weisheit entsteht der Geist, damit ist seine Wirkung aktiviert. Ich frage euch, liebe Geschwister, welchen Geist hat man denn zu entfalten? Es ist der wundersame, erleuchtete wahre Geist, den jeder von sich aus besitzt. Was ist dieser wundersame, erleuchtete wahre Geist? Es ist der Geist des Bodhisattva, der Güte und Barmherzigkeit, der Gleichheit und Selbstlosigkeit, der unermessliches Wohlwollen hervorbringen kann. Solch ein Geist entfaltet sich durch die Nicht-Anhaftung, dies ist der Geist der Buddhas, der Reinheit und Klarheit und eben der Wahrheit.
Welchen Geist hegt ein weltliches Lebewesen? Den Geist der Gier, Ego-Zentriertheit, Arroganz, Geringschätzung und Vorurteile. Habt ihr diesen Geist? Wenn ja, dann ist dieser zu korrigieren. Wenn nein, dann vermeidet ihn achtsam. Ist das verständlich? Ja, sogar alle 84.000 Geistestrübungen sind solche Geisteszustände, die aus der Anhaftung entstehen. Dies ist alles falscher Geist, karmischer Geist und eben Geist der weltlichen Lebewesen. Wovon hängt er ab? Davon, dass weltliche Lebewesen stets und überall an Formen anhaften, sodass der Geist kaum zur Reinheit und Klarheit kommt und somit nicht seinen ursprünglichen Geist, der an sich rein und klar ist und die wahre Form aufweist, begreifen kann.
Was soll dann der Praktizierende tun? Einfach sich an nichts anhaften. Wenn man sich an nichts anhaftet, dann kann man den wahren Geist mit der wahren Form begreifen: der Geist des Dao manifestiert sich von selbst und man gelangt zum endgültigen Sein. Dieses Prinzip ist fein und wundersam. Ich hoffe daher, dass ihr, liebe Geschwister, es ernst nehmt und in erster Linie die „formlose wahre Form“ begreift.
Was ist der Unterschied zwischen einem Buddha und einem weltlichen Lebewesen? Der Unterschied liegt im Erwachen und Nicht-Erwachen, in der Barmherzigkeit und Nicht-Barmherzigkeit.
Beim Erwachen ist man zwar bei den Formen aber fern von den Formen, bei allen Dingen haftet man sich an nichts an. So ist ein Buddha. Beim Nicht-Erwachen entsteht der Geist in Anbetracht der Umstände, man haftet sich überall an allen Dingen an. So ist ein weltliches Lebewesen.
Bei der Barmherzigkeit hegt man Gleichheit im Geiste und betrachtet die zehntausend Dinge als eine Einheit. So ist ein Buddha. Bei der Nicht-Barmherzigkeit ist man getrübt im Geist und hegt ununterbrochen falsche Gedanken. So ist ein weltliches Lebewesen.
Erwachen und Nicht-Erwachen ist der Unterschied beim [Ur]Wesen, Barmherzigkeit und Nicht-Barmherzigkeit ist jener an der Auswirkung [des Urwesens]: Das [Ur]wesen ist nicht zu trennen von seiner Auswirkung, die Auswirkung wiederum nicht von ihrem [Ur]wesen. Sie sind nicht zweierlei Dinge, sondern einheitlicher Geist. […][7]
Was heißt es denn, sich an nichts anzuhaften? Dazu eine Anekdote:
Es war einmal ein Fürst, der von den vielen Angelegenheiten rund um sein Land und Fürstenhaus stark belastet war. Er fragte sich ständig: Wann ist die beste Zeit, etwas zu erledigen? Wer ist die wichtigste Person, mit der ich diese Zeit verbringen soll? Welche Angelegenheit ist am wichtigsten jetzt? Ihn beschäftigten diese drei Fragen, er fand keine klare Antwort. So wanderte er den Berg hinauf zum Kloster und suchte Antworten beim Chan-Meister. Er fand den Meister bei der Gartenarbeit und stellte ihm seine drei Fragen.
Der Chan-Meister sagte kein Wort und setzte einfach seine Gartenarbeit fort. Der Fürst sagte: “Wenn Sie mir nichts zu sagen haben, geben Sie mir doch Bescheid, dann gehe ich gleich wieder heim.“ Der Meister sagte weiterhin kein Wort. Der Fürst sah, wie der Meister mühsam das Unkraut vom Feld entfernte. In dem Moment tat es dem Fürst leid, dass der alte Meister sich diese harte Arbeit antat, und er begann ihm dabei zu helfen. Unbemerkt ist eine lange Zeit verstrichen.
Plötzlich stürmte ein schwer verletzter Mann herein und fiel gleich in Ohnmacht. Als guter Krieger verstand es der Fürst gut, Wundverletzungen zu behandeln. Er versorgte die Wunden des Verletzten, blieb bei ihm im Kloster über Nacht und kümmerte sich um ihn. Am nächsten Tag wachte der Verletzte auf. Als er erfuhr, dass der Fürst ihn gerettet und betreut hat, fühlte er sich sichtlich betroffen und machte folgendes Geständnis:
„Eigentlich bin ich dein Feind, da mein Bruder vor Jahren in einem Krieg gegen dich ums Leben kam. Ich plante schon lange die Rache. Ich bin dir gefolgt, habe mich auf deinem Heimweg versteckt und eine Falle aufgestellt, um dich umzubringen. Ich wurde aber von deinen Soldaten entdeckt und schwer verletzt, konnte aber entkommen und bin hierher gekommen, um dennoch zu versuchen, dich zu töten. Mir fehlte aber die Kraft, und ich dachte, du würdest mich hinrichten lassen. Aber stattdessen hast du mein Leben gerettet. Ich möchte daher mit dir Frieden schließen und aus Dankbarkeit dein Diener werden.“ Der Fürst war sehr gerührt, dass diese hasserfüllte Beziehung zum Frieden fand. Als er sich vom Meister verabschiedete, fragte er den Meister nochmals nach einer Antwort auf seine Fragen.
Der Meister sagte: „Du hast doch schon die Antworten gefunden.“
Der Fürst erwiderte verwundert: „Wie denn?“
Der Meister sagte lächelnd: „Als du mir bei der Gartenarbeit geholfen hast, bist du der Falle deines Feindes entkommen. Es war also die beste Zeit, um mit mir Gartenarbeit zu verrichten. Danach war es die beste Zeit, dich um die Wunden deines Feindes zu kümmern und ihn zu betreuen, ansonsten hätte er niemals mit dir Frieden geschlossen. Jeder Moment ist daher die beste Zeit. Jene Person, die in diesem Moment bei dir ist, und jene Angelegenheit jetzt im Augenblick sind am wichtigsten für dich.“
[1] 善知识。我此法门。从上以来。先立无念为宗。无相为体。无住为本。无相者。于相而离相。无念者。于念而无念。无住者。人之本性。于世间善恶好丑。乃至冤之与亲。言语触刺欺争之时。并将为空。不思酬害。念念之中。不思前境。若前念今念后念。念念相续不断。名为系缚。于诸法上。念念不住。即无缚也。此是以无住为本。
[2] 善知识。外离一切相。名为无相。能离于相。即法体清净。此是以无相为体。
[3] 善知识。于诸境上。心不染曰无念。于自念上。常离诸境。不于境上生心。若只百物不思。念尽除却。一念绝即死。别处受生。是为大错。学道者思之。若不识法意。自错犹可。更劝他人。自迷不见。又谤佛经。所以立无念为宗。
[4] 善知识。云何立无念为宗。只缘口说见性。迷人于境上有念。念上便起邪见。一切尘劳妄想。从此而生。[…] 即是尘劳邪见。故此法门立无念为宗。
[5] 善知识。无者无何事。念者念何物。无者无二相。无诸尘劳之心。念者念真如本性。真如即是念之体。念即是真如之用。真如自性起念。非眼耳鼻舌能念。真如有性。所以起念。真如若无。眼耳色声当时即坏。
[6] 善知识。真如自性起念。六根虽有见闻觉知。不染万境。而真性常自在。故经云。能善分别诸法相。于第一义而不动。
[7] 关圣帝君 慈悲:吾 帝君问诸位弟妹:「应无所住而生其心」,出自那本经典? 金刚经所有之本旨是什麽?就是「破相显体」。应无所住而生其心,乃「体用并显」是可以开启人之大智慧。应无所住要无住什麽?若能ㄧ切相不住即是什麽境界?就是实相之境界。什麽是实相之境界?诸位弟妹若能体悟「实相无相」,以无所得,那麽还有什麽无明烦恼可住呢?诸位弟妹若ㄧ味执著无住又是会怎样?若执著无住,就会堕落于「偏空」,这样是不是「无中道」呢?所以咱们要知道真空不空,云何不空?因有「空寂灵知」,「起用自见」故不空。用云何起?诸位弟妹听著,依般若智而生其心,即是起用。再问弟妹,吾人应该生什麽心?云何生心?就是生「吾人本俱之妙明真心」。什麽是妙明真心?妙明真心就是生悲愿无尽之菩萨心、慈悲心、平等心、利他无我之心。如是等心,皆是无所住而生之心,即是佛心、清淨心、乃是真心。那众生所生之心是什麽心?众生所生之心乃是贪心,我执心、愩高心、骄慢心、差别心。你们大家是否有这些心?有则改之,无则勉之。知道吗?甚至八万四千烦恼心,如是等心,皆是有所住而生其心,即是妄心、业识心,亦即是众生心。所以者何?因众生处处著相,心多即不能清淨,即不能悟得实相清淨本心。故修道人就要怎样呢?就要ㄧ切不住,若能ㄧ切相不住,则能悟得实相真心,道心自见,达到究竟,此理微妙,望诸位弟妹能体悟「实相无相」为要。佛与众生之差别不同在何处?佛与众生之分别在于觉与不觉,慈悲与不慈悲。觉则「即相离相」,ㄧ切不住,故名曰佛:不觉则见境生心,ㄧ切皆住,故即是众生。慈悲则平等为怀,万物混然ㄧ体,即曰佛:不慈悲则烦恼妄想,频频而生,即名众生。然觉与不觉乃「体」上之分,慈悲与不慈悲则是「用」上之别,体不离用,用不离体,体用不二皆是ㄧ心。……
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Kategorien:Buddhismus, Chan- (Zen-) Buddhismus, Podiumsutra 六祖坛经
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