Am 09. und 10.12.2023 fand die Einweihungsfeier des Tempels am Andong Maitreya Berg statt. Von dieser Zentrale aus koordiniert die Andong Gruppe, eine der 23 Gruppen oder Dao-Gemeinschaften des Weges der Einheit (I Kuan Tao), ihre Zweigstellen über fünf Großregionen in Taiwan und weltweit in 22 Ländern. Aus Österreich/Schweiz nahmen 23 Personen an dieser Feier teil, worunter ich mich befand.
Der Andong Maitreya Berg befindet sich in der Stadt Hsinchu im Nordwesten Taiwans. Hier ließen sich im Jahr 1951 die beiden Gründer der Andong Gruppe, Seniorobermeister Gao und Liu, die vor politischer Verfolgung aus dem Festland China geflüchtet waren, nieder. Sie wählten diesen Ort, da sie im Namen der Stadt „neuer (junger) Bambus“ das Symbol für Aufbruch und Wachstum sahen. Nach über 70 Jahren ist die Andong Gruppe in der Tat stark gewachsen. Jedoch können keiner der beiden Seniormeister die Fertigstellung des neuen Zentraltempels persönlich erleben.
Die neue Tempelanlage befindet sich im Bezirk Hsiangshan, wörtlich der „duftende Berg“. Von Berghügeln umgeben und mitten in ökologischer Vielfalt ruht der runde Tempel mit der goldenen Kugel auf dem Dach. Gemäß dem Wunsch des bereits verstorbenen Seniormeisters Gao soll dieser „schlicht, aber nicht gewöhnlich; einfach, aber heilig“ wirken. Dies ist dem verantwortlichen Team offensichtlich gut gelungen:

Über die Ying-Chi Brücke 迎啟橋, wörtlich die Brücke des Empfangs und der Eröffnung, überquert man den Teich vor dem Tempel und gelangt zum Hauptgebäude:

Dem Namen der Brücke entsprechend standen an beiden Tagen des Einweihungsfestes Praktizierende der Gemeinschaft auf der Brücke und begrüßten die Besucher mit einer Verbeugung und einem herzlichen „Welcome home!“. Es herrscht eine generelle Herzlichkeit in der Gemeinschaft. Obwohl ich schon sehr lange dabei bin, beeindruckt mich die herzliche Stimmung jedes Mal wieder:

Vor dem Eingang wird man von jungen Praktizierenden der Gemeinschaft nochmals mit einer Verbeugung und einem ‚Welcome home‘ begrüßt:

Am Abend verleiht die Beleuchtung eine ganz eigene Atmosphäre:


Der Tempel verfügt über drei Stockwerke. Die eigentliche Tempelhalle befindet sich im dritten Stockwerk. Das Erdgeschoss dient als Veranstaltungshalle. Vor dem Eingangstor thront eine imposante Statue des Buddha Maitreya, gemeißelt aus Jadestein. Gemeinsam mit dem Sockel, auf dem er ruht, beträgt ihr Gesamtgewicht 39 Tonnen. Maitreya, was ‚der Gütige‘ bedeutet, ist das Vorbild für die Praktizierenden der Gemeinschaft. Gleichzeitig wird Maitreya im Buddhismus als der zukünftige Buddha verehrt, der wie vor 2500 Jahren Gautama Buddha auf die Welt kommen und den Weg zum unübertroffenen Erwachen zeigen und lehren wird. Die Lehren sollen unter dem Nagapuspa-Baum, auf Chinesisch Longhua Shu 龍華樹, stattfinden. Aus diesem Grund trägt die imposante Halle den Namen Longhua-Halle 龍華廳:

Das Namensschild, auf dem die persönliche Kalligraphie des Obermeisters Hsieh eingraviert ist, wurde bis zum 10.12. von einem roten Tuch verhüllt. Am 10.12. wurde es von den leitenden Meistern zusammen mit den Ehrengästen feierlich zur Eröffnung des Festes enthüllt:



In der großen Halle präsentierten die Praktizierenden der Gemeinschaft aus dem In- und Ausland ein beeindruckendes Showprogramm. Zwischendurch hielten unter anderem die Bürgermeisterin der Stadt Hsinchu und einer der Präsidentschaftskandidaten Reden:


Links und rechts vor dem Eingang führen Treppen direkt in die Tempelhalle im dritten Stockwerk:


Die Tempelhalle ist der sogenannten Himmlischen Mutter 老母 lao mu gewidmet, die als die Quelle aller Wesen angesehen und verehrt wird. Sie wird als Verkörperung des Dao, des höchsten Prinzips und Weges, betrachtet. Jedoch wird sie als formlos, klanglos und nicht greifbar beschrieben. Folglich ist sie nicht als Person mit festen Merkmalen zu sehen. Diese Halle trägt den Namen Lao-Mu-Dian 老母殿, wörtlich die Halle der Himmlischen Mutter. Ebenso wurde das Namensschild mit der Gravur der Kalligraphie des Seniormeisters Gao bis zum 10.12. bedeckt gehalten. Die feierliche Enthüllung des Tuchs erfolgte durch die leitenden Meister und die Ehrengäste:


Im Gegensatz zu den herkömmlichen buddhistischen und daoistischen Klöstern sowie den anderen Tempeln des Weges der Einheit ist dies eine runde Tempelhalle, in der sich der Schrein in der Mitte befindet. Ebenso unkonventionell für die chinesische Tradition ist sie vorwiegend in weiß gehalten. Die Lichter an der runden Decke werden als Mi-Le-Ci-Kuang 彌勒慈光 bezeichnet, wörtlich das gütige Licht des Maitreya. Auf jedem dieser Lichtfelder ist eine Maitreya-Figur zu sehen. Darunter befindet sich eine Nummer und gegebenenfalls der Name eines Spenders. Insgesamt gibt es 10.800 solcher Maitreya-Lichter:

„In der Mitte der Decke befindet sich eine nach unten gerichtete Lotusblüte, die im Buddhismus das Symbol für das reine Wesen eines Erwachten darstellt. Die nach unten gerichtete Position symbolisiert, dass die Erwachten, also die Buddhas und Bodhisattvas, zu den weltlichen Wesen kommen und ihnen zur Erlösung verhelfen. Auf dem Schrein sind drei Lichter zu sehen. Zwei stehen auf dem Schreintisch, und eines befindet sich oben über einer Lotusblüte in der Mitte eines goldenen Kreises. Die ersten beiden repräsentieren die polaren Kräfte Yin und Yang, also die energetischen und formhaften Welten. Das letzte Licht steht für das Dao, das höchste Prinzip und die Quelle allen Seins, welches als die Himmlische Mutter bezeichnet wird:

Verschiedene Lichteffekte erzeugen eine spektakuläre Stimmung. Die Farben sollen die fünf Elemente bzw. Wandlungsphasen des Qi oder der Lebensenergie repräsentieren. Diese schaffen alle Dinge, indem sie dem Yin-Yang-Prinzip folgen. Alle diese entspringen dem Dao bzw. der Himmlischen Mutter. In der Praxis bedeutet dies, in allen Wandlungszuständen den unerschütterlichen Geist des Dao zu finden und zu bewahren, um die Umstände positiv beeinflussen zu können:







Die Einweihung des Tempels fand am 09.12. intern unter den Mitgliedern der Gemeinschaft statt. Mit Ritualen und Musik aus der konfuzianischen Tradition wurde das Gelände gereinigt, Opfergaben dargebracht, die Himmlische Mutter sowie die Heiligen und Weisen angerufen und schließlich der Schrein eingeweiht:


Nach der Einweihungszeremonie fand eine gemeinsame Meditation aller Anwesenden statt. Die Initiiermeister meditierten in der Tempelhalle im dritten Stockwerk, während die anderen in der großen Halle im Erdgeschoss Platz nahmen. Der Verlauf in der Tempelhalle konnte über die Leinwand mitverfolgt werden:


Die Anleitung der Meditation erfolgte durch den Initiiermeister TSAI Suifa:

Im zweiten Stockwerk befinden sich unter anderem die Gedenkstätte der vier Seniorobermeister der Andong Gruppe: CHEN Hui Chuan 陳慧泉, TAN Shao Wu 談紹武, Gao Bin Kai 高斌凱, LIU Ren Han 柳人漢. Außerdem findet man eine Abbildung der historischen Entwicklung der Andong Gruppe:

Etwa auf gleicher Höhe auf dem gegenüberliegenden Hügel befindet sich das vegane/vegetarische Restaurant 致中樓 zhi zhong lou:

Ich durfte zusammen mit vier anderen aus Österreich/Schweiz für zwei Tage ehrenamtlich mithelfen. Diese Mitarbeit hilft, sich mit dem neuen Tempel vertraut zu machen und eine Verbundenheit zu entwickeln. Ein gelegentlicher Spaziergang auf dem Wanderweg hinter dem Tempel rundet den Aufenthalt ab:





Es gibt zwei Videos auf Chinesisch zu den zwei Festtagen:
Video zur rituellen Einweihung des Tempels am 09.12.2023:
Video zur offiziellen Feier am 10.12.2023:
Kategorien:Der Weg der Einheit, Erfahrungsberichte/Events/News
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