Leitsätze

Grundsätze des Dao

Der 18. Ahnlehrer Zhang Tianran, der als der Erhabene Lehrer der Gemeinschaft geehrt wird, hat die sog. Grund­sätze des Dao (道之宗旨 daozhi zongzhi)[1] wie folgt festgelegt:

  • Himmel und Erde ehren, die Gottheiten würdigen
  • Das Land lieben, Loyalität üben
  • Tugend pflegen, Sitte beachten
  • Eltern ehren, Lehrende respektieren
  • Zu Freunden verlässlich, zu Nachbarn friedlich sein
  • Üble Gewohnheiten/Charakterzüge korrigieren, sich dem Guten zuwenden
  • Die „5 menschlichen Beziehungen“[2] und die „8 Tu­gen­den“[3] erklären,
  • Die tiefe Botschaft der „Weisen der fünf Religionen“[4] erläutern
  • Die antiken Sitten auf Basis der „4 moralischen Dimensionen“, die Grundregeln der Gesell­schafts­ordnung und die „5 kardinalen Tugenden“[5] befolgen
  • Den Geist reinigen, unreine Gedanken loslassen
  • Das Unwahre nutzen, um das Wahre zu kultivieren
  • Zur Natur des ursprünglichen Wesens zurückkehren, das höchst Gute seiner Weisheit und Fähigkeit wecken
  • Sich selbst vervollkommnen, indem man andere zur Ver­vollkommnung hilft
  • Die Welt zur Reinheit und zum Frieden wenden, die Herzen der Menschen zu Güte verwandeln und auf die „Welt der großen Har­monie“ hoffen. [i]

Der erste Grundsatz spricht von einer demütigen Einstellung gegenüber dem Kosmos, vom Anerkennen eines umfassenden Sinnzusammenhangs in der Welt. Dann thematisieren die nächsten Grundsätze die Menschenwelt und die Einstellung zum jeweiligen Gegenüber. Der Abschnitt behandelt die Pflichten der gewöhnlichen Menschen. Dies ist die grundlegende Übung zur Selbstkultivierung. Man hat in seinem täglichen Leben die grundlegenden Prinzipien der Menschlichkeit zu beachten. Der erhabene Lehrer sagte: „Um den Weg des Himmels zu kultivieren, sollte man mit dem Weg der Menschen beginnen. Was ist der Weg der Menschen? Es bedeutet, die grundlegenden Prinzipien menschlichen Verhaltens zu befolgen. Indem man die Menschlichkeit beachtet, kann man den Weg des Himmels erreichen.“ Die Selbstkultivierung entspringt einer inneren Aufrichtigkeit, die zu jeder Zeit und an jedem Ort praktiziert werden soll.  Der sechste Grundsatz bringt den Kern der oberen Punkte und führt uns in das eigene Innenleben des Einzelnen, zum großen Projekt der Arbeit an sich selbst.

Die nächsten Punkte bringen traditionell konfuzianische Ausdrücke ins Spiel, die wieder eher das gesellschaftliche Leben zum Thema haben. Des Weiteren wird erklärt, dass die Lehre des Dao die tiefste Essenz der Meister der großen Schulen/Religionen aus der Geschichte der Menschheit darstellt. Es handelt sich auch um die authentische Übertragung der traditionellen chinesischen Dao-Kultur, die die Lehren und Verdienste der heiligen Lehrer hervorhebt und die Menschen dazu ermutigt, die alten Rituale und Tugenden im Alltag zu befolgen. Dabei soll man nicht nur selbst nach den Gesetzen der Heiligen handeln, sondern durch gute Sitten die Gesellschaft positiv beeinflussen.

Anschließend wird auf die meditativen Geistes- bzw. Herzensschulungen eingegangen. Es gilt, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden und das Falsche zu nutzen, um das Wahre zu kultivieren. Doch wo liegt die Wahrheit der ursprünglichen Natur? Die berufenen Lehrer des Dao weisen direkt auf die Wurzel hin, sodass der Suchende die Grundlage seiner eigenen Natur verstehen kann. Dadurch soll er illusionäre Vorstellungen beseitigen, die Wahrheit erkennen und unheilsame Absichten in seinen Handlungen wandeln, um zur natürlichen ursprünglichen Natur zurückzukehren und die innewohnende natürliche Weisheit und inneren heiligen Fähigkeiten zu entfalten.

Der letzte Grundsatz schließlich zielt darauf ab, ein gesellschaftliches und kulturelles Ideal zu etablieren. Das Ziel besteht nicht nur in der Wiedererlangung unseres natürlichen Wesens und der Entfaltung des  höchst Guten unserer Weisheit und Fähigkeit. Es geht darüber hinaus darum, anderen zu helfen, damit alle Menschen  ihr natürliches Wesen und des  höchst Guten ihrer Weisheit und Fähigkeit wiedererlangen können. Durch die Unterstützung anderer erreicht man nicht nur eine persönliche Vollkommenheit, sondern auch die Verwirklichung des eigenen Potenzials. Wenn jeder Einzelne sein natürliches Wesen wiederherstellt und das höchst Gute ihrer Weisheit und Fähigkeit entfaltet, wird die Welt von Natur aus friedlich sein, die Herzen der Menschen werden von Natur aus gut sein, und die Welt wird von Natur aus in Harmonie sein.

Dieses Ideal wird in dem Text „Die Wandlung der Sitte zur Welt der großen Harmonie (礼运大同篇 liyun datong pian)“[6] so beschrieben:

„Wenn das große Dao wirkt, herrscht in der Welt Gemeinnützigkeit. Tugendhafte und fähige Menschen werden ausge­wählt, um Vertrauen und Eintracht zu fördern. Die Menschen kümmern sich nicht mehr nur um ihre eigenen Angehörigen. Alte Menschen gehen ihrem Ende in Ru­he ent­gegen, Tatkräftige haben ihre Aufgaben, Kinder werden erzogen, und für die Be­dürf­tigen wird gesorgt. Mann und Frau finden ihre Bestimmung und Zuflucht. Ein achtsamer Umgang mit materiellen Gütern wird gepflegt. Eigene Kräf­te lässt der Einzelne nicht un­genutzt, ohne aber den eigenen Vorteil egoistisch zu verfolgen. List und Intrigen werden daher nicht mehr entstehen. Diebstahl, Raub, Mord, Unruhestiftung passieren nicht mehr. Man schließt beim Aus­gehen nicht mehr die Tü­ren. So ist die Welt der großen Harmonie.“[ii]

Die Fünfzehn Leitsätze

Die Fünfzehn Leitsätze (佛规十五条 fogui shiwu tiao)[7] legen das Augenmerk eher auf das konkrete Zusammenleben in einer Praxisgemeinschaft. Sie runden die Grundsätze des Dao folgendermaßen ab:

  1. Ehre die Heiligen und Buddhas
  2. Folge Obere, fördere Untere
  3. Sei bescheiden und würdevoll im Auftreten und aufrecht in der Mitte
  4. Befolge Regeln und Vorschriften
  5. Sei selbständig und trage Verantwortung
  6. Nimm das Heilige wichtiger als das Weltliche
  7. Sei demütig, respektvoll, freundlich
  8. Nimm die Worte der Heiligen ernst
  9. Hafte nicht an Formen und Äußerlichkeiten
  10. Bring Aufgaben und Formalitäten sauber zu Ende
  11. Melde dich bei Verantwortlichen an und ab
  12. Schätze Struktur, pflege Ordnung
  13. Gehe mit öffentlichem Eigentum pfleglich um
  14. Gehe die Dinge lebendig und flexibel an
  15. Sei beim Reden und Handeln achtsam [iii]

Die Anweisung des Erhabenen Lehrers

Um nun wieder den Blick aufs Große und Ganze zu lenken, sei hier in diesem Zusammenhang noch die wich­tige „Anweisung des Erhabenen Lehrers (师尊训语 shizun xunyu)“[8] zitiert:

„Wir haben hohe Ideale, wir haben Weitblick. Wir messen uns nicht an anderen, wir streben nicht nach Sieg. Wir beschweren uns nicht, wir harmonisieren miteinander. Wir sind die Brücke zwischen dem Ozean des Leidens und dem Para­dies. Wir lassen die Menschen über uns trampeln, ertragen ihre Verleumdungen – dennoch sind wir voller Zuversicht und von unerschütterlicher Gesinnung. Denn wir opfern uns nicht umsonst, wir kommen nicht unnütz auf die Welt. Wir werden nicht entmutigt, obwohl an jedem von uns die Bestimmung von aber­tausenden Lebewesen hängt:  Wir müssen gemeinsam einen breiten Weg bahnen, damit Abertausende gewiss emporsteigen – damit Abertausende sich im Glanz der Güte baden, – damit Abertausende die himmlische Segnung ge­nießen, – damit Abertausende dem Ozean des Leidens entgehen können und selbst die Ahnen und Nachfahren am himmlischen Glanz teilhaben.“[iv]

[1] Aus dem Werk „Fragen zum Dao“ vom Erhabenen Lehrer Zhang Tianran

[2] 五伦 wulun – Vorgesetzten-Untertan 君臣, Eltern-Kind父子, Ehepaar夫妇, Geschwister兄弟, Freunde朋友

[3] 八德 bade – Kindespietät孝, Brüderlichkeit 悌, Loyalität忠, Verlässlichkeit信, Schicklichkeit礼, Rechtschaffenheit义, Unbestechlichkeit廉, Schamgefühl 耻

[4] 五教圣人 wujiao shengren – Konfuzianismus儒, Buddhismus释, Daoismus道, Christentum耶, Islam回; zu dieser Fünfheit siehe Erklärung in Blogeintrag „Grundsätzliches zum Weg der Einheit“

[5] 四维纲常 siwei gangchang – die vier moralischen Dimensionen: Sittlichkeit 礼, Rechtschaffenheit 义, Unbestechlichkeit 廉 und Schamgefühl 耻; die fünf kardinalen Tugenden: Menschlichkeit仁, Rechtschaffenheit义, Schicklichkeit礼, Weisheit智, Verlässlichkeit信

[6] Aus dem Buch der Riten (礼记 liji)

[7] Aus dem Band der Gesammelten Rituale von der Andong Gruppe

[8] Aus dem Werk „Fragen zum Dao“ vom Erhabenen Lehrer Zhang Tianran

[i] 敬天地,礼神明,爱国忠事,敦品崇礼,孝父母,重师尊,信朋友,和乡邻,改恶向善,讲明五伦八德,阐发五教圣人之奥旨,恪遵四维纲常之古礼,洗心涤虑,借假修真,恢复本性之自然,启发良知良能之至善,己立立人,己达达人,挽世界为清平,化人心为良善,冀世界为大同。(道之宗旨)

[ii] 大道之行也,天下为公。选贤举能,讲信修睦,故人不独亲其亲,不独子其子,使老有所终,壮有所用,幼有所长,矜鳏寡孤独废疾者皆有所养,男有分,女有归。货恶其弃于地也,不必藏于己;力恶其不出于身也,不必为己。是故谋闭而不兴,盗窃乱贼而不作,故外户而不闭,是谓大同。(礼记 礼运大同篇)

[iii] 1尊敬仙佛 2遵前提后 3斋庄中正 4循规蹈矩 5责任负起 6重圣轻凡 7谦恭和蔼 8勿弃圣训 9莫着形相 10手续必清 11出告返面 12不乱系统 13爱惜公物 14活泼应事 15谨言慎行 (佛规十五条)

[iv] 我们有崇高理想,我们有远大目光,我们不与人比短论长斗胜争强,我们要委屈自己,圆融四方,我们是苦海与极乐世界的桥梁,任人践踏,任人毁谤,我们仍然理直气壮道念坚强,我们不白牺牲,不白来世上,虽一人紧系千万苍生性命,千万勿彷徨,千万勿颓丧,我们要合力开辟一条坦途,让千万人安稳地直上,让千万人共沐慈辉之光,让千万人共沐在天恩的浩荡,让千万人渡过苦海汪洋,让千万人的九玄七祖一起沾光。(师尊训语)