Einst lebte ein Wandersmann, der sich eines Tages aufmachte, zu Fuß einen fernen Ort zu erreichen. Im Eifer, sein Ziel zu erreichen, und vom Streben nach Vollendung getrieben, achtete er nicht auf den kleinen Kiesel, der sich in seinen Schuh verirrt hatte und ihm stetig Schmerzen bereitete. Er schritt unermüdlich voran und als er sah, dass nur noch ein Berg ihn von seinem Ziel trennte, atmete er erleichtert auf, hielt inne und machte sich daran, den kleinen Stein zu entfernen.
In dem Augenblick, da er sich niederbeugte, um den Schuh abzustreifen, erblickte er die Schönheit der umliegenden Landschaft, die ihn bisher gänzlich unbemerkt umgeben hatte. Die Berge ragten majestätisch empor, die Flüsse glitzerten im Sonnenlicht, und die Natur offenbarte sich ihm in ihrer ganzen Pracht. Da erkannte er eine tiefere Wahrheit: Sein hastiges Voranschreiten, einzig auf das Ziel gerichtet, hatte ihm den Blick für die Wunder des Weges verwehrt.
Der Wandersmann zog den Schuh aus, nahm den kleinen Kiesel in die Hand und sprach ehrfurchtsvoll: „O kleiner Stein, wer hätte gedacht, dass dein fortwährendes Stechen mir eine so wertvolle Lehre erteilen würde? Du hast mich darauf hingewiesen, die Schönheit des Lebens in ihrer Gesamtheit zu erkennen. Wahrlich, du bist ein weiser Lehrer gewesen…“
Das Leben lehrt uns oft durch unbequeme Erfahrungen, die uns zwingen innezuhalten und die verborgene Schönheit und Weisheit um uns herum wahrzunehmen. Nur wenn wir den Blick von unserem fernen Ziel abwenden, können wir die Wunder des gegenwärtigen Augenblicks vollends erfassen und wertschätzen.
Kategorien:Anekdoten

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