Anekdote: Das Seil aus dem Himmel

Es war einmal ein Universitätsprofessor, der zwei Assistenten betreute. Der eine war ein Genie, das in allen Fächern Bestnoten vorweisen konnte, der andere war durchschnittlich und in keinem Fach herausragend. Sie erhielten jeweils ein Forschungsthema und begannen mit ihren Arbeiten. Wie erwartet, kam das Genie sehr schnell voran und erzielte bald hervorragende Forschungsergebnisse. Der andere hingegen war sehr langsam, machte jedoch täglich fleißig seine Untersuchungen und schrieb Berichte. Drei Jahre waren vergangen. Das Genie sagte zum anderen: „Ich habe zwar gute Fortschritte gemacht, aber der Professor gibt immer nur vage Anweisungen, die mir nicht weiterhelfen. Da verschwende ich wohl nur meine Zeit. Ich werde die Arbeit daher aufgeben. Und du?“ Der andere lächelte und sagte nichts dazu. Bald darauf gab das Genie aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Professor die Forschungsarbeit auf und verließ das Institut.

Nun waren zehn Jahre vergangen. Der durchschnittliche Forscher hatte durch seine unermüdliche Arbeit endlich seine Forschung veröffentlicht. Diese erschütterte die Welt der Wissenschaft und brachte ihm großen Ruhm. Bei der Feier zu seinem Erfolg fragten ihn seine Kollegen nach dem Schlüssel seines Erfolgs. Abgesehen von der Unterstützung aller Kollegen, für die er dankbar war, erzählte er eine Geschichte aus der Mythologie, die er als Kind von seiner Mutter gehört hatte und die zu seinem Lebensprinzip wurde:

Vor langer Zeit ließ Gott im Himmel ein Seil auf die Erde herabhängen und sagte zu den Menschen: „Wer es schafft, an diesem Seil hinaufzuklettern, ohne sich umzuschauen, wird einen großen Schatz erhalten.“ So begannen die Menschen, am Seil hinaufzuklettern. Der erste, der etwa 500 Meter geschafft hatte, dachte daran, nach unten zu schauen, um zu sehen, wie hoch er war. Kaum hatte er nach unten geschaut, rutschten seine Hände am Seil aus, und er fiel hinab. Ein anderer war schon auf der Höhe von 10.000 Metern und wollte sehen, wie weit es noch nach oben ging. Kaum schaute er nach oben, rutschte auch er aus und fiel hinunter. So stürzten fast alle ab. Nur einer schaffte es, weder nach oben noch nach unten zu schauen, und hatte nur eines im Sinn, nämlich sich einfach auf das Klettern zu konzentrieren. So vergingen Tage und Jahre, und er errang seinen Schatz.



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