
Er war ein Zimmermann alter Schule. Jahrzehnte lang hatte er mit stiller Hingabe Häuser gebaut – nicht viele, aber gute. Jedes ein Unikat, als hätte er ein Stück von sich selbst hineingefügt.
Jetzt stand der Abschied bevor. Die Hände waren müde geworden, die Schultern schwer. Er hatte genug getan. Doch der Bauherr, dem seine Arbeit vertraut war wie der eigene Atem, bat ihn:
„Ein letztes Haus. Nur dieses noch.“
Der Alte nickte. Aber etwas in ihm hatte sich bereits entfernt. Die Werkzeuge fühlten sich fremd an, der Klang des Hammers leer. Er wählte, was gerade da war – Holz mit Rissen, Steine ohne Seele. Er maß nicht mehr mit dem Herzen.
Als das Haus stand, schlich sich fast ein Hauch von Erleichterung in seine Schritte.
Da sagte der Bauherr:
„Dieses Haus – es gehört dir. Es ist mein Dank an dich.“
Der Zimmermann schwieg.
Er betrachtete, was er gebaut hatte. Kein Wort fiel. Nur ein langer Blick auf die Wände, die er zu schnell gezogen hatte. Ein Flackern in den Augen.
Manche Erkenntnisse kommen nicht durch Worte, sondern durch Räume, die man selbst geschaffen hat – oder versäumt.
Kategorien:Anekdoten
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