
Ein Adler, der seit langer Zeit keine Beute mehr gemacht hatte und kurz vor dem Verhungern stand, jagte mit letzter Kraft einer Taube hinterher. Die Taube, in Panik und verzweifelt, suchte Schutz unter den Achseln des Königs, der gerade seinen täglichen Spaziergang im Schlosspark machte.
Der Adler stürzte vom Himmel wie ein Schatten des Todes, landete bebend vor dem König und schlug seine Flügel in heiserem Protest gegen den Hunger. In seinem Blick spiegelte sich die Wildnis, in seinem Schrei das Echo der Not.
Der König spürte das leichte Zittern der Taube in seiner Armbeuge und ließ entschlossen eine Waage und ein Messer holen. Er legte die Taube auf eine Waagschale und schnitt sich so lange Fleischstücke aus dem eigenen Körper, bis ihr Gewicht dem der Taube entsprach. Doch mit jedem Schnitt wurde sein Gesicht bleicher. Die Hofleute erstarrten – doch niemand wagte ein Wort.
Schließlich reichte der König dem Adler das Fleisch – als Ausgleich für das Leben der Taube.
Diese Geschichte gehört zur Jataka-Sammlung, in der frühere Leben des Buddha Gautama überliefert sind. In jenem Leben war er dieser König – ein Mensch, der Mitgefühl zum Gesetz seines Handelns machte.
Kategorien:Anekdoten
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