Dies ist eine in buddhistischen Schriften überlieferte Begebenheit – die erste Begegnung des Buddha in einem seiner Vorleben mit seiner zukünftigen Gefährtin.
Es geschah in einer uralten Stadt, deren genaues Jahr unbekannt ist. Die Straßen waren voller Menschen, die Luft erfüllt von einer fast unruhigen Frömmigkeit. Denn ein Weiser, bekannt als der Buddha Dipankara – Verkörperung reiner Weisheit – würde bald eintreffen.
In der Menge stand ein junger Asket namens Sumedha (chin. 善慧, „Shanhui“). Er besaß nichts in den Händen, doch im Herzen trug er eine Glut, heißer als jedes kostbare Opfer. Er wollte dem Buddha eine Darbringung machen – doch er hatte nichts.
Vor ihm lag ein schlammiges, morastiges Stück Weg, direkt auf der Route des Erhabenen. Niemand wagte sich vor, und der Morast wurde zu einer peinlichen Barriere. Sumedha zögerte nicht: Er löste sein Haarband, und sein langes, schwarzes Haar fiel wie ein Wasserfall herab, bedeckte den schlüpfrigen Boden. Mit seinem Haar als Teppich, seinem Körper als Brücke, schuf er einen reinen Pfad für die Wahrheit, die er im Herzen trug. In diesem Augenblick beugte er nicht nur seinen Körper – er beugte jedes letzte Korn von Ichsucht und Stolz.
In der Menge stand eine Frau namens Sumitta (in der chinesischen Überlieferung 瞿夷, im letzten Leben als Yashodharā bekannt), die sieben blaue Lotusblüten trug, um sie dem Buddha Dipankara darzubringen. Das Bild des vor ihr liegenden Mannes erschütterte sie – diese Entschlossenheit, selbst den eigenen Körper hinzugeben, war wie ein Lichtstrahl, der ihr Innerstes traf. Sie trat zu ihm und legte fünf der Lotusblüten in seine Hände:
„Mit diesen Blumen bringe du deine Gabe dar“, dann sprach sie leise, aber unerschütterlich – kein Flehen, sondern eine Erklärung, ein Lebensvertrag, besiegelt mit ihrem ganzen Dasein:
„Mögest du durch diese Verdienste bald die Erleuchtung erlangen. Ich aber suche nicht nach einer Erlösung nur für mich selbst. Ich wünsche mir, in allen deinen künftigen Leben deine Gefährtin zu sein, dir Hindernisse aus dem Weg zu räumen und dein großes Bodhi-Herz zu beschützen.“
Dipankara-Buddha blieb stehen, lächelte und erteilte Sumedha die Prophezeiung, dass er nach unzähligen Äonen ein Buddha sein würde – unter dem Namen Śākyamuni. Er wandte sich auch an Sumitta, blickte sie mit sanfter Tiefe an, als ob er durch alle zukünftigen Leben sähe, und sagte, dass sie in jeder seiner Wiedergeburten ihr Gelübde einlösen und seine treueste Gefährtin und Unterstützerin sein würde.
Von da an wiederholte sich dieses Bild in der langen Geschichte immer wieder – in Palästen und in einfachen Hütten, in Zeiten des Gelingens und des Leids. Es war kein Zufall mehr, sondern eine Bestimmung, besiegelt an jenem schlammigen Nachmittag vor unzähligen Zeitaltern.
Im letzten Leben, im Palast von Kapilavastu, stand Yashodharā (Sumittas letztes Leben) da, als Prinz Siddhartha sich von Frau und Kind trennte, um die Wahrheit zu suchen. Tränen glänzten in ihren Augen, doch sie hegten keinen Groll – in ihrem Herzen widerhallte ein Echo: Dieses Loslassen ist die Erfüllung des allerersten Gelübdes.
Nach der Erleuchtung des Buddha Sakyamuni trat Yashodharā gemeinsam mit ihrem Sohn Rāhula in den Orden ein – sie als Bhikkhunī, er als Novize. In der Gemeinschaft hielt sie die Gebote streng ein, erlangte die Arhatschaft und vollendete damit das Gelübde, das sie vor Äonen gegeben hatte. Auch Rāhula folgte dem Pfad bis zur Heiligkeit.
Ein erster Blick, das ewige Gelübde. Die festesten Bindungen entstehen nicht aus Besitz, sondern aus dem Willen zu ermöglichen; die tiefste Liebe zeigt sich nicht im unablässigen Folgen, sondern in aufrichtiger Unterstützung und im Gewähren von Freiheit, die den Weg zu weiteren Horizonten ebnet.
Quellen aus dem Buddhismus
· Jātaka (insb. die Einleitung Nidānakathā) – Pali-Kanon: Die Hauptquelle für die Geschichte des Asketen Sumedha und der Frau Sumittā, die vor dem Buddha Dipankara ihr Gelübde ablegen, in zukünftigen Leben den Weg zur Erleuchtung gemeinsam zu gehen.
· Ekottara Āgama (增一阿含經): Enthält eine parallele Version der Dipankara-Prophezeiung und belegt die weite Verbreitung der Erzählung im frühen Buddhismus.
· Vinaya-Texte (z. B. Cullavagga X im Pali-Kanon): Die maßgebliche Quelle für die Gründung des Nonnenordens durch Mahāpajāpatī Gotamī und den späteren Eintritt von Yashodharā in den Orden.
· Mūlasarvāstivāda-vinaya (根本說一切有部毘奈耶雜事): Bietet detaillierte narrative Berichte über Yashodharās Leben als Bikkhuni nach ihrem Ordenseintritt und beschreibt ihr Erreichen der Arhatschaft (vollständige Erleuchtung, Heiligkeit).
Kategorien:Anekdoten

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