In den stillen Gemäuern eines Klosters, verborgen vor den Augen der Welt, lebte ein junger Mönch, dessen tägliche Pflicht es war, den Hof von den vergänglichen Spuren des Herbstes zu befreien. Jeden Morgen, wenn die Sonne noch zaghaft über den Horizont kroch, erhob er sich und machte sich auf den Weg, den Besen fest in seiner Hand, um die goldgelben Blätter zu bändigen, die der Wind der Zeit von den Armen der Bäume gestohlen hatte.
Es war eine Aufgabe voller Stille und Gelassenheit, aber auch von unaufhörlicher Wiederholung. Die Blätter fielen wie Tränen aus den Augen der Natur, und kaum hatte der junge Mönch den Hof gereinigt, fielen sie schon wieder herab, ein endloses Spiel von Werden und Vergehen.
In seiner schlichten Weisheit suchte der junge Mönch nach einem Ausweg aus diesem ewigen Kreislauf. Ein älterer Bruder, dessen Haar von den Jahren des Lebens gezeichnet war, reichte ihm seine Hand und sprach sanfte Worte der Ermutigung: „Schüttle die Äste, bevor du kehrst, und vielleicht wird die Last der Arbeit leichter zu tragen sein.“
Der junge Mönch, erfüllt von Hoffnung, folgte diesem Rat. So begann er, die Bäume zu schütteln, bevor er den Besen schwang, und tatsächlich, eine Vielzahl von Blättern fiel herab, wie Regentropfen im morgendlichen Tau. Für einen Moment schien es, als hätte er den Lauf der Zeit besiegt.
Doch am nächsten Morgen, als er hinaustrat, um sein Werk zu betrachten, fand er den Hof erneut mit Blättern bedeckt, so wie zuvor. Verwirrt und suchend nach Antworten, wandte er sich an den weisen Meister des Klosters, dessen Augen wie Sterne am Nachthimmel leuchteten.
„Mein lieber Junge,“ begann der Meister, seine Stimme sanft wie der Klang einer fernen Melodie, „selbst wenn du die Blätter von den Ästen schüttelst, wird der Herbstwind unaufhörlich neue herabfallen lassen. Es ist die Natur der Dinge, sich dem Lauf des Lebens zu fügen. Lerne, im Einklang mit dem Fluss des Universums zu sein, und lass die Blätter fallen, wie sie es wollen. Im Loslassen liegt die wahre Erleichterung.“
Mit diesen Worten öffnete der Meister dem jungen Mönch die Pforten der Erkenntnis. So lernte er, dass es in der Hingabe an den gegenwärtigen Moment liegt, dass das Herz seine wahre Ruhe findet, wie ein Blatt, das sanft auf den Wassern eines stillen Sees treibt.
Kategorien:Anekdoten

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