Anekdote: Alles ist die beste Bestimmung

Es war einmal ein König, der gerne mit seinem Berater auf Jagd ging. Dieser Berater war ein weiser Mann und hatte ein Motto: „Alles ist die beste Bestimmung!“

Eines Tages gingen sie wieder auf die Jagd. Der König entdeckte einen Leoparden, spannte seinen Bogen und traf ihn mit einem Pfeil. Der Leopard fiel zu Boden. Der König näherte sich, um seine Beute zu holen. Plötzlich sprang der Leopard auf ihn zu. Im Schreck streckte der König seinen Arm aus, und seine Hand wurde von dem Raubtier gebissen. Der Berater eilte heran und schoss einen weiteren Pfeil auf das bereits schwer verwundete Raubtier. Der Leopard fiel endgültig zu Boden und rührte sich nicht mehr. Doch der König hatte dabei seinen Kleinfinger verloren.

Ins Schloss zurückgekehrt, ärgerte sich der König noch immer über den unglücklichen Vorfall. Sein Berater sagte ihm jedoch sein bekanntes Motto: „Alles ist die beste Bestimmung!“

Der König war darüber noch mehr verärgert: „Ich habe einen Finger verloren, und du siehst das als eine gute Sache an! Für diese Verhöhnung werde ich dich als Strafe in die Zelle werfen!“

Der Berater erwiderte besonnen: „Wenn Sie mich in der Zelle einsperren, ist es auch die beste Bestimmung.“

Der König, vor Wut kochend: „Dann wollen wir sehen, was an dieser Bestimmung so großartig ist! Du bleibst ab jetzt für einen Monat eingesperrt!“ Daraufhin ließ er den Berater in die Gefängniszelle bringen.

Der König musste nun allein auf die Jagd gehen. Diesmal traf er nicht auf einen Leoparden, sondern auf einen wilden Stamm, der Menschenopfer für seinen Gott suchte. Er wurde gefangen genommen und wartete darauf, geopfert zu werden. Als der Ritualmeister kam, um die Qualität des Menschenopfers zu prüfen, schien er bei der ersten Betrachtung mit dem Körperbau des Opfers zufrieden zu sein. Doch dann schrie er enttäuscht auf: „Dem fehlt ein Finger. Das Opfer ist nicht vollständig. Das können wir nicht gebrauchen. Lasst ihn gehen!“

Mit Mühe und Not rannte der König zum Schloss zurück. Er ließ den Berater zu sich rufen und erzählte ihm, was passiert war. Der Berater sagte wie gewohnt: „Alles ist die beste Bestimmung!“

Der König, sichtlich noch nicht von der Panik erholt, erwiderte genervt: „Dann erklär mir mal, warum alles die beste Bestimmung ist!“

Der Berater erklärte: „Wenn Sie damals nicht Ihren Finger verloren hätten, wären Sie jetzt nicht mehr am Leben!“

Der König nickte zustimmend und fragte: „Warum ist es dann die beste Bestimmung, dass ich dich eingesperrt habe?“

Der Berater antwortete: „Dann wäre ich bei der Jagd mit Ihnen gefangen genommen worden und als Menschenopfer geendet. Sie wurden freigelassen, weil Ihnen ein Finger fehlte, mir fehlte jedoch nichts. Hätten Sie mich nicht eingesperrt, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben!“

Dem König ging ein Licht auf, und sämtliche Aufregungen, Ängste und Ärgernisse lösten sich auf Anhieb auf. Voller Dankbarkeit und Demut sprach er überzeugt: „Wie wahr, wie wahr, alles ist die beste Bestimmung!“



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