Anekdote: Der Kaiser lädt zur Oper ein

Der Kaiser der Liang-Dynastie war ein praktizierender Buddhist. Eines Tages lud der Kaiser voller Freude den Zen-Meister ein, mit ihm zusammen eine Oper anzusehen. Die Schauspieler, die den Kaiser und den großen Meister im Publikum bemerkten, gaben sich natürlich besonders große Mühe, und das Publikum vor der Bühne konnte sich ebenfalls am Anblick erfreuen.

Der Kaiser war tief in das Stück vertieft und sagte kein Wort, ebenso schwieg der Zen-Meister. Als das Stück zu Ende war, dachte der Kaiser, dass der Zen-Meister immer noch im Bann des Stücks sein könnte, und klopfte ihm auf die Schulter, um zu fragen: „Meister, hat Ihnen das Stück heute gefallen?“

Der Zen-Meister antwortete: „Ich weiß es nicht.“

Der Kaiser war etwas verwirrt.

Einen Augenblick später sagte der Zen-Meister erneut: „Vielleicht sollten wir morgen noch einmal diese Oper Ensemble spielen lassen. Außerdem soll aus dem Gefängnis ein zum Tode verurteilten Häftling hergebracht werden, der eine Schüssel Wasser in seinen Händen halten und vor der Bühne knien soll. Sagt ihm: Wenn das Stück zu Ende ist, darf kein Tropfen Wasser aus der Schüssel verschüttet werden. Andernfalls wird er sofort enthauptet. Wenn jedoch kein Wasser verschüttet wird, kann er begnadigt werden.“

Der Kaiser verstand nicht, was der Zen-Meister vorhatte, aber er folgte dem Rat des großen Meisters und handelte entsprechend.

Am nächsten Tag kamen der Kaiser und der Zen-Meister erneut zur Oper. Der zum Tode Verurteilte wurde gebracht und tat, wie am Vortag gesagt wurde. Nachdem das Stück zu Ende war, hatte der zum Tode Verurteilte kein einziges Mal Wasser aus der Schüssel verschüttet.

Der Zen-Meister bat den Kaiser, den zum Tode Verurteilten zu fragen: „Wie fandest du das Stück heute?“

Der Verurteilte antwortete ängstlich und stotternd: „Ich weiß es nicht. Meine ganze Aufmerksamkeit war auf dieses Wasser gerichtet.“

Da wurde dem Kaiser plötzlich klar und er befahl sofort, das Todesurteil des Verurteilten aufzuheben.



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