Alle Jahre wieder: das Meditationsretreat im Tempel Honghang. Alte und neue Gesichter kamen zusammen und meditierten sieben Tage lang gemeinsam. Dieses Jahr nahmen deutlich weniger Menschen teil als im Vorjahr, vor allem, weil die Gruppen aus Taiwan und Hongkong diesmal nicht dabei waren. Dennoch kamen nicht nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wien und anderen Bundesländern – allen voran Salzburg und Vorarlberg –, sondern auch aus Ländern wie der Schweiz, Deutschland, Italien, England und Polen.

Besonders zu schätzen ist, dass Initiationsmeister Tsai mit seinen 82 Jahren noch immer den weiten Weg von Taiwan nach Österreich auf sich nimmt, um das Retreat zu leiten. Umso erfreulicher ist es, dass es ihm gesundheitlich gut geht – offensichtlich sogar besser als zuvor. Er läuft und turnt mit uns mit. „Ich wünsche mir, dass ich in Ihrem Alter so gut beisammen bin wie Sie!“, sagte Herbert aus Salzburg mehrfach, der seit 2009 jedes Jahr an dem Retreat teilnahm.

Ich durfte wieder die morgendlichen Aufwärmübungen anleiten und simultan übersetzen. Dieses Jahr fühlte ich mich bei den Übersetzungen sicherer. Es gab weniger Situationen, in denen ich im Nachhinein Gewissensbisse hatte, etwas schlecht übersetzt zu haben. Dennoch bleibt es für mich stets eine Übung, zwischen Meditation und Übersetzen zu wechseln. Dieses Mal gelang mir das gefühlt noch souveräner. Der Eintritt in die Versenkung verlief natürlicher und ohne Anstrengung. Allerdings konnte ich mich nicht vollständig der Meditation hingeben, da ich mich zwischendurch immer wieder der Übersetzung widmen musste.


Dieses Jahr gab es nachmittags keine Yogaübungen, da der Yogalehrer verhindert war. Stattdessen fand täglich ein 20-minütiges meditatives Laufen am Platz statt. Der Vorteil dieser Praxis liegt darin, dass sie technisch einfach ist und von allen leicht ausgeführt werden kann. Einige, die bei der üblichen Laufmeditation nicht teilnehmen konnten, waren hierbei problemlos in der Lage mitzumachen. Ich durfte ergänzend einige Übungen zum Schutz der Kniegelenke einbringen. Umso mehr freute es mich zu hören, dass diese Übungen manchen dabei geholfen haben, trotz Knieproblemen an den Laufmeditationen teilnehmen konnten. Weniger Teilnehmer:innen bedeutet auch mehr Platz, vor allem für die Laufmeditation. Diese gestaltete sich heuer daher einfacher als letztes Jahr: jene die schneller laufen, hatten genug Platz im äußeren Kreis, jene langsameren bildeten gelassen eine zweite Reihe. Jene, die nicht laufen konnten, übten die Gehmeditation im innersten Kreis.



Da das Nachmittagsprogramm kürzer geworden sind, gibt es heuer einmal mehr Geh- und Laufmeditation am Nachmittag. So kenn ich den Ablauf aus den Retreats aus Taiwan. Dazu kommt einmal mehr inspirierende Weisheiten mit interessanten Anekdoten vom Retreatsleiter, die immer bei den Geh- und Laufmeditationen erzählt werden.

Ich durfte bei den Einzelgesprächen nachmittags für die nicht-chinesischsprachigen TeilnehmerInnen als Übersetzer dabei sein. Von einigen interessanten Zuständen möchte ich hier berichten, ohne den Namen der TeilnehmerInnen zu erwähnen:
„Es ist normalerweise immer dunkel mit verschlossenen Augen. Plötzlich sah ich Farben und Bilder wie ein Kinofilm!“
„Es schmerzte mir die Beine, da ich nicht gewohnt bin, so lange und so oft mit gekreuzten Beinen zu sitzen. Am vierten Tag nachmittags, als ich den Klang der Glockenschale (der wie bei jeder Sitzung das Ende einläutete) hörte, verschwand plötzlich das Schmerzen in den Beinen. Schmerzfrei blieb ich einfach zwei Sitzungen hintereinander ohne Pause sitzen.“
„Es war nicht nur im Herzen so ruhig, sondern der ganze Raum war total still geworden.„
„Ich fühlte Leichtigkeit, Freude und Ruhe!“
„Es waren nur noch die fünf Töne (das stille Mantra) da, keine andere Gedanken. Es war so ruhig!“
„Ich fühlte keinen Körper mehr, als gäbe es ihn nicht!“
„Ich sah verstorbene Angehörigen vor meinen verschlossenen Augen.“
„Ich sah mich, wie ich dort sitze und meditiere.“
„Ich fühlte ein Kribbeln wie eine Schauer am Kopf und Körper. Total angenehm!“
Es gab noch viele andere Berichte, die ich hier nicht alle anbringen kann.
Geschwärmt wird nach wie vor über das gute und viele Essen 😋 Alle waren den MitarbeiterInnen in der Küche vom Herzen dankbar! Der Dank gilt natürlich auch allen, die bei der Organisation des Retreats mitgewirkt haben!




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