
Als der Buddha, einst Prinz Siddhārtha, als Erleuchteter in seine Heimatstadt Kapilavastu zurückkehrte, erschütterte seine Ankunft das gesamte Königreich. Er brachte keine weltliche Macht mit sich, sondern einen Pfad zur ewigen Befreiung. Für die Frauen der königlichen Familie, die einst sein Leben teilten, war dieses Licht sowohl vertraut als auch fremd. Es erhellte die Dächer des Palastes und klopfte an die längst verschlossenen Türen ihrer Herzen.
Zwei Frauen stachen in dieser stillen Menge besonders hervor: Mahāprajāpatī Gautamī, seine Tante und Ziehmutter, die ihn nach dem frühen Tod seiner Mutter Māyā wie ihr eigenes Kind großgezogen hatte, und Yaśodharā, seine Ehefrau, die in zahllosen früheren Leben geschworen hatte, ihn durch alle Zeiten zu begleiten.
Als die Lehren des Buddha wie süßer Tau über das Land fielen, keimten die Samen der Erleuchtung in den Herzen dieser edlen Frauen. Angeführt wurde diese Bewegung von Mahāprajāpatī. Sie lauschte den Worten des Buddha, sah, wie ihre männlichen Verwandten einer nach dem anderen die Robe annahmen und den Weg zur Befreiung fanden. Doch sie konnte sich nicht länger mit dem Luxus des Palastes zufriedengeben. Entschlossen führte sie hunderte Frauen der Śākya, darunter Yaśodharā, vor den Buddha und stellte eine bahnbrechende Bitte: Auch sie wollten dem Mönchsorden beitreten und als Nonnen leben.
Dies war ein beispielloser Wunsch. Der Orden war bisher ein männliches Refugium. Der Buddha schwieg, dann lehnte er sanft, aber bestimmt ab. Einmal, zweimal, dreimal.
Sein Zögern entsprang nicht aus Geringschätzung der Frauen, sondern aus einer tiefen, vorausschauenden Weisheit, die in den gesellschaftlichen und praktischen Realitäten seiner Zeit verwurzelt war (Cullavagga X.1.4). Der Buddha hatte den Orden als einen Ort der Disziplin und spirituellen Reinheit gegründet, ein Refugium, das frei von weltlichen Konflikten sein sollte. In der patriarchalischen Gesellschaft des 5. Jahrhunderts v. Chr. war die Vorstellung von Frauen, die als wandernde Asketinnen lebten, revolutionär und riskant. Frauen waren in dieser Zeit selten unabhängig, und die Gesellschaft betrachtete sie oft als schutzbedürftig oder untergeordnet (Horner, Women Under Primitive Buddhism). Der Buddha sah die potenziellen Gefahren voraus: Anfeindungen von Laien, die einen gemischten Orden als anstößig empfinden könnten, sowie praktische Herausforderungen wie die Sicherheit der Nonnen auf Reisen oder die Vermeidung von Konflikten zwischen männlichen und weiblichen Mitgliedern des Ordens (Anālayo, The Foundation History). Er sorgte sich, dass solche Spannungen die Einheit des Sangha gefährden und die Verbreitung des Dhamma über Jahrtausende hinweg schwächen könnten. Im Cullavagga (X.1.6) äußert er die Sorge, dass die Ordination von Frauen die Lebensdauer des „wahren Dhamma“ von tausend auf fünfhundert Jahre verkürzen könnte – ein Hinweis auf seine Befürchtung, dass äußere Kritik oder interne Disharmonie die Stabilität des Ordens bedrohen könnten. Dennoch war seine Ablehnung keine Zurückweisung der spirituellen Fähigkeiten der Frauen, sondern ein Ausdruck seiner Verantwortung, den Sangha als Ganzes zu schützen und die Lehre in einer feindseligen Welt zu bewahren.
Doch der Buddha unterschätzte die Entschlossenheit dieser Frauen. Ihre Sehnsucht nach dem Dhamma war in Jahren des Wartens und tiefen Lebensfragen gereift. Nach der Ablehnung gab Mahāprajāpatī nicht auf. In einem Akt, der die Welt erschütterte, ließen sie und ihre Begleiterinnen ihre langen Haare – Sinnbild ihrer Schönheit und ihres Standes – abschneiden, legten ihre prächtigen Seidengewänder ab und zogen einfache, orangefarbene Roben an. Barfuß folgten sie dem Buddha auf seinem Weg, Schritt für Schritt, durch Staub und Hitze (Cullavagga X.1.2–4).
Einst edle Damen, nun von Schlamm bedeckt. Ihre zarten Füße, einst in Sandalen gehüllt, waren nun von Steinen zerschunden, geschwollen und blutig. Doch ihre Augen strahlten heller als jeder Edelstein im Palast. Dies war kein Flehen, sondern eine stille Proklamation: Für die Wahrheit waren sie bereit, alles aufzugeben.
Als diese erschöpfte, doch würdevolle Prozession den Buddha erneut erreichte, war selbst der Himmel gerührt. Ānanda, der sanfte und mitfühlende Cousin des Buddha, der erst kürzlich nach der Rückkehr des Buddha in Kapilavastu in den Orden eingetreten war (Mahāvaṃsa), konnte diesen Anblick nicht ertragen. Obwohl er selbst noch ein Neuling im Sangha war, trat er mutig vor den Buddha, um für diese entschlossenen Frauen einzutreten (Cullavagga X.1.5).
Ānanda wählte seine Worte mit Bedacht und lenkte die Geschichte mit klugen Fragen.
„Ehrwürdiger,“ fragte er, „können Frauen durch deine Lehre die Frucht der Arahantschaft erlangen?“
Der Buddha antwortete: „Ja, Ānanda, das können sie.“
Diese Antwort öffnete die Tür zur Befreiung der Frauen. Ānanda spielte seine zweite Karte aus, eine, die von tiefer Zuneigung zeugte.
„Ehrwürdiger, Mahāprajāpatī hat dir unermessliche Güte erwiesen. Nach dem Tod deiner Mutter hat sie dich wie ihr eigenes Kind großgezogen. Sollten wir diese Liebe nicht erwidern?“
Der Buddha schwieg. Er blickte auf seine Tante, staubbedeckt, und auf die entschlossenen Augen der Frauen hinter ihr. Er wusste, dass eine neue Ära anbrechen würde. Schließlich willigte er ein.
Mit seiner Zustimmung begann die Geschichte der weiblichen Mönchsorden. Doch um diesen jungen Nonnenorden zu schützen, legte der Buddha die „Acht Garudhammas“ fest, strenge Regeln, die wie ein Damm die Reinheit des Dhamma bewahren sollten (Cullavagga X.1.6).
So wurde Mahāprajāpatī Gautamī die erste Bhikkhunī in der Geschichte des Buddhismus. Yaśodharā trat still in ihre Fußstapfen und erfüllte ihren uralten Schwur auf die vollkommenste Weise – nicht mehr nur als Gefährtin in der Wiedergeburt, sondern als Weggefährtin auf dem Pfad zur Befreiung (Therīgāthā).
Yaśodharā verbrachte ihren Lebensabend in unermüdlichem Streben unter dem Licht der Lehre. Sie durchtrennte alle Fesseln der Leidenschaften und erlangte die Arahantschaft. Die Schriften berichten, dass sie die Gabe der Rückerinnerung an vergangene Leben besaß, die Beste ihrer Art (Apadāna). Vielleicht sah sie in stiller Meditation jenes Leben, in dem sie vor dem Buddha Dīpaṅkara Lotosblumen darbrachte – und lächelte.
Von der Prinzessin zur Nonne vollendete Yaśodharā einen der längsten und strahlendsten Pfade zur Befreiung (Siehe dazu Anekdote: Der erste Blick, das ewige Gelübde).
Quellenverzeichnis
Primärquellen (Pāli-Kanon und Kommentare):
- Vinaya Piṭaka, Cullavagga (X.1–6):
Beschreibt Mahāprajāpatīs Bitte, die Ablehnung des Buddha, Ānandas Fürsprache und die Gründung des Bhikkhunī-Ordens mit den Acht Garudhammas.
Quelle: The Book of the Discipline (Band V), übersetzt von I.B. Horner (Pāli Text Society). - Therīgāthā (Verse der älteren Nonnen):
Enthält die Verse von Mahāprajāpatī und Yaśodharā über ihre spirituellen Errungenschaften.
Quelle: Poems of Early Buddhist Nuns, übersetzt von K.R. Norman und C.A.F. Rhys Davids (Pāli Text Society). - Apadāna (Kanonisch und Kommentare):
Hagiografische Berichte über Mahāprajāpatī und Yaśodharā, einschließlich ihrer Verbindungen zu früheren Leben.
Quelle: Legends of the Buddhist Saints, übersetzt von Jonathan Walters (Pāli Text Society). - Jātaka-Geschichten:
Erzählen von Yaśodharās früheren Leben als Unterstützerin des Buddha (z. B. als Sumittā).
Quelle: The Jātaka or Stories of the Buddha’s Former Births, übersetzt von E.B. Cowell et al. (Pāli Text Society). - Mahāvaṃsa (Chronik Sri Lankas):
Erwähnt die Ordination von Mahāprajāpatī und den Śākya-Frauen.
Quelle: The Mahāvaṃsa, übersetzt von Wilhelm Geiger.
Spätere Texte (Mahāyāna und andere):
- Buddhacarita von Aśvaghoṣa:
Eine poetische Biografie des Buddha, die Yaśodharās Hingabe und Ordination beschreibt.
Quelle: Buddhacarita: In Praise of Buddha’s Acts, übersetzt von Charles Willemen. - Lalitavistara Sūtra:
Ein Mahāyāna-Text, der das Leben des Buddha und Yaśodharās spirituelle Rolle ausführlich darstellt.
Quelle: The Play in Full, übersetzt vom Dharmachakra Translation Committee.
Sekundärquellen:
Walters, Jonathan S. „A Voice from the Silence: The Buddha’s Mother’s Story.“ History of Religions 33, no. 4 (1994): 358–79.
Analysiert Mahāprajāpatīs Erzählung und ihre Bedeutung in der buddhistischen Geschichte.tung).
Anālayo, Bhikkhu. The Foundation History of the Nuns’ Order (Hamburg: Dharma Edition, 2016).
Eine detaillierte Analyse der Ursprünge des Bhikkhunī-Ordens und der Garudhammas.
Gross, Rita M. Buddhism After Patriarchy: A Feminist History, Analysis, and Reconstruction of Buddhism (Albany: SUNY Press, 1993).
Untersucht die Rolle von Frauen im frühen Buddhismus.
Horner, I.B. Women Under Primitive Buddhism: Laywomen and Almswomen (London: Routledge, 1930).
Eine klassische Studie über die Rolle von Frauen im frühen Buddhismus.
Kategorien:Anekdoten
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