Es war einmal ein Reisender in einer weiten Wildnis. Er fand plötzlich Skelette auf dem Weg und erschrak. Dann hörte er lautes Gebrüll und sah einen Tiger auf sich zukommen. In Panik rannte er weg und kam an eine Klippe. Der Tiger erwischt ihn gleich, was nun?! Er kletterte auf einen Baum und seilte sich an einer Rebe in den Abgrund ab. Als er in der Luft hängend kurz nach unten schaute, ragten aus den brausenden Meereswellen die Köpfe dreier Bestien mit aufgerissenen Mäulern heraus. Er hing in der Luft und traute sich weder hinauf noch hinab. In dem Moment bemerkte er wie am Ast, an welchem die Rebe hing, eine weiße und eine schwarze Ratte nagten. Er rüttelte die Rebe und hoffte, die Ratten zu verjagen. Dadurch wurde eine Bienenwabe zum Wackeln gebracht. Ein Bienenschwarm kam auf ihn zu und schwirrte um seinen Kopf. Zugleich fiel Honig aus der Bienenwabe und landete direkt in seinen Mund. Es schmeckte ihm so sehr, dass er seine Notlage vergaß.
Alle Menschen sind wie Reisende auf diese Welt gekommen. Die Wildnis ist das Leben voller unerwarteter Ereignisse. Die Skelette stellen die schmerzhaften Erlebnisse wie z. B. den Tod von Angehörigen und Bekannten dar. Der Tiger symbolisiert die treibende Kraft des Lebens, -das Begehren nach dem Werden und die Angst vorm Verlust-, was die Menschen zu unwissenden und zügellosen Handlungen drängt. Die Klippe gleicht dem Abgrund des Lebens, und der Baum und die Rebe stellen die Ausweglosigkeit dar. Die Ratten in weiß und schwarz, wie Tag und Nacht, symbolisieren das unaufhörliche Vergehen der Zeit. Die drei Bestien stellen die sogenannten Geistesgifte wie z. B. Gier, Hass und Verblendung, die die Auslöser der Treibkraft des Lebens darstellt und die Menschen in den Abgrund drängt. Der Bienenschwarm ähnelt den Streugedanken, die sich ständig im Kopf der Menschen drehen und sie nicht in Ruhe lassen. Der süße Honig stellt die Verlockungen des Lebens dar, die die Menschen von den Unzulänglichkeiten des Lebens ablenken. Das ist die Ausgangslage der buddhistischen Praxis: Wie kann man sich von dieser Notlage befreien?
Kategorien:Anekdoten, Buddhismus
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