Alle Phänomene sind von Natur aus ohne Selbst

Lektüre zum wöchentlichen Drei-Schätze-Retreat in Dornbirn vom 26.06.2024

Ein Zitat aus dem Buch „Praxis des Zen“, einer Sammlung von Zitaten des Seniorobermeisters Gao Binkai:

(Anm. d. Red.: Dieses Zitat wurde während eines von Seniorobermeister Gao geleiteten siebentägigen Retreats ausgesprochen. In diesen Retreats werden die sogenannte Drei-Schätze-Herzenslehre, die verschiedene Methoden der Meditation bereitstellt, praktiziert. Dazu gehören die Meditation mit dem Stillen Mantra und die kontemplative Selbstbetrachtung über das Geheime Portal.)

Heute ist bereits der sechste Tag. Fühlt ihr euch sehr belastet? Wann wird endlich diese siebentägige Reise vorbei sein? Nein, so soll es nicht sein! Dies ist der Prozess, der unsere Gemüter täglich von Unruhe zu Ruhe wandelt – eine Transformation von unschätzbarem Wert für jeden von uns. Wenn wir diese Kunst beherrschen, werden wir fortan unser Herz immer beruhigen, stärken und zur Ruhe bringen können. So werden alle Gedanken zu einem einzigen Gedanken, bis schließlich auch dieser Gedanke sich auflöst. Das ist die Verschmelzung mit der endlosen Leere, das Ziel eines jeden Dao-Praktizierenden.

Alles in dieser Welt gleicht einem Traum, einer flüchtigen Illusion, einer Seifenblase, einem Schatten. Wer das Dao verinnerlicht hat, hegt keine Zweifel gegenüber dieser vergänglichen Welt und hängt nicht an dem, was er sieht, hört, riecht usw. Meditation bedeutet nicht einfach nur das Stillsitzen, sondern das Fokussieren nach innen, das Eintauchen in die Stille. Dabei pflegt man das Qi und den Geist. Wer dies häufig übt, wird innerlich weit und offen. Was bedeutet es, innerlich weit und offen zu sein? Je mehr man zur Ruhe kommt, desto stabiler wird das Herz, desto weiter öffnet sich das Herz. Das wahre Selbst, die höchste Güte, beginnt sich zu zeigen. Wenn das wahre Selbst sich offenbart, wird die Weisheit deutlich sichtbar, und die Lebendigkeit, Authentizität und Ehrlichkeit strahlen hervor.

Vertiefe dich in diese Betrachtungen, denn das wahre Leben liegt genau darin. „Bodhi hat keinen Baum“1 –  der Zen- oder Chan-Buddhismus spricht vom plötzlichen Erwachen, das im gegenwärtigen Moment stattfindet, jenseits aller Gedanken, unberührt von äußeren Einflüssen oder Gesetzen. Wenn ein Dämon auftaucht, überwinde den Dämon; wenn ein Buddha erscheint, überwinde den Buddha. Egal ob Buddha oder Dämon, beides gleichermaßen loslassen, der wahre Kern bleibt unberührt. Alle Phänomene sind von Natur aus ohne Selbst. Wenn du heute noch darüber grübelst, warum du nicht erwacht bist, hast du die Kunst des Loslassens noch nicht gemeistert. Suche nicht gedanklich nach dem „Loslassen“ oder dem „Erwachen“, das ist nicht der Weg. Du musst das Leben und den Tod vollständig hinter dir lassen und es selbst erfahren und bestätigen! Lasse Körper und Geist vollständig los, arbeite hart daran! Wirf alle ablenkenden Gedanken und Illusionen fort. Wenn du dies erreichst, hast du den Geist „getötet“ – und augenblicklich erwacht das wahre Leben.

Lasse das Ego los, erst dann wird das wahre Selbst erkennbar. Lasse das Streben los, erst dann entfalten sich wahre Fähigkeiten und Wirkungen. Lass den falschen Geist des Unterscheidens und Anhaftens los, damit die sechs Sinne durch die sechs Tore unberührt hindurchgehen und die ursprüngliche Natur unerschüttert bleibt. Loslassen bedeutet, das kindliche Herz, das himmlische Herz, das Buddha-Herz, das heilige Herz zu erreichen. Das ist das „Erwachte Urwesen ohne ein einziges Ding, die ursprüngliche Natur des wahrhaftigen Buddha.“2


今天是第六天了,會不會覺得好苦喔?這七天的旅程怎麼還沒結束,會不會呀?不會呀!我告訴你們,這個就是使我們每個人每一天的情緒,從原本不穩定的,這樣子才會穩定下來,這是對大家非常有幫助的。我們要是會了,以後自個兒就常常地把心都歇下來、定下來、靜下來。這樣子萬念歸於一念,連一個念也沒有,這才是跟虛空合為一體,我們學道的人,要會哦!

世間的一切,如夢幻泡影,悟道之人,是對這個無常的世間,徹底沒有意見的人,不執著眼所見、耳所聽、鼻所聞。所以靜坐不是呆坐在這裡,什麼事都沒有,而是好好地專注看回來,守回來,養神養氣,你能常常這樣子,你就開闊了。什麼叫做開闊呢?就是你愈能夠安靜下來,愈能夠定靜下來,你的心情就會愈開闊,而你自己的真人,那個至善才會放出來,真人放出來,你的智慧就現前,你的活潑、你的真實、你的誠實,就會顯現出來。

好好地參,真正的生命就在這裡。『菩提本無樹』,禪宗講頓悟,當下即是,三心皆無,不為物牽,不為理所拘的究竟法門,魔來斬魔,佛來斬佛,將佛、魔一概放下、歇下,不影響主人翁。一切法本來無我,如果到今天還在擔心怎麼沒開悟,就是還沒學會放下的功夫。從念頭去找『放下』,去找『開悟』,這些都不是真的,要把生死置之度外,要自己親自去體會!去肯定!把身心皆放下,好好用功!把這些雜念、妄想一概丟掉,你能這麼做,就是把這個『心』給打死了,當下即是大活。

放下這個我,才有大我;放下我能,才有大能大用;放下分別計較的妄心,才能六識出六門,第一義而不動。放下,才是童心、才是天心、才是佛心、才是聖心,才是法身覺了無一物,本源自性天真佛。——《禪的實踐(五) 七天修道實驗班概述 第六十一頁》

  1. Zen-Gedicht: Bodhi hat keinen Baum, der Spiegel ist keine Fläche. Ursprünglich ist es ohne Ding, wo nun ist hier der Staub? – Dazu siehe Beitrag „Ursprünglich ist es ohne Ding“ bzw. Podiumsutra – Kap. 1 (6): Ursprünglich ist es ohne Ding,  wo nun ist hier der Staub? ↩︎
  2. Ein Vers aus dem zen-buddhistischen Werk „Lied des Meisters Yongjia“; Was hier als „Urwesen“ übersetzt wurde, ist im Chinesischen das Wort „法身“, was wörtlich „Dharmakaya“ bedeutet. Zur Bedeutung von „Dharmakaya“ siehe Beitrag Podiumsutra – Kap. 6 (4): Die drei Körper der Einheit, der Buddha des Urwesens und Podiumsutra – Kap. 7 (1): Die drei Körper und vier Weisheiten ↩︎


Kategorien:Zitate der Meister

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