Anekdote: Jenseits des schwarzen Punktes

Der Lehrer trat ins Klassenzimmer, seine Schritte klangen wie ferne Tropfen auf stilles Wasser. An der weißen Tafel setzte er einen winzigen schwarzen Punkt – ein Nichts, und doch alles zugleich. Dann wandte er sich den Schülern zu, seine Augen wie ruhige Seen, die mehr sahen, als sie verrieten.

„Was seht ihr?“ fragte er, und die Worte glitten wie ein leiser Wind durch den Raum.

„Einen schwarzen Punkt,“ antworteten die Stimmen im Gleichklang, hart und sicher wie ein Echo in der Ferne.

Der Lehrer lächelte kaum merklich, ein Lächeln, das mehr verbarg, als es zeigte. „Nur ein schwarzer Punkt?“ sagte er, die Stimme nun sanft, aber durchdringend. „Und was ist mit der weißen Fläche drumherum?“

Die Schüler zuckten überrascht, ihre Blicke weiteten sich, als begännen sie gerade zu verstehen.

„Jeder trägt Schatten in sich,“ flüsterte der Lehrer, „aber diese Schatten sind nur Punkte auf einer endlosen Leinwand. Vergesst ihr dabei die Ströme des Lichts, die Flüsse der Güte, die Ebenen von Stärke und Freude? Seht nicht nur die Makel – betrachtet die ganze Landschaft, die in jedem Herzen liegt.“



Kategorien:Anekdoten

Schlagwörter:, , , ,

Hinterlasse einen Kommentar