Mit dem Erwachen beginnt die Praxis

Lektüre zum wöchentlichen Drei-Schätze-Retreat in Dornbirn vom 19.06.2024

Ein Zitat aus dem Buch „Praxis des Zen“, einer Sammlung von Zitaten des Seniorobermeisters Gao Binkai:

(Anm. d. Red.: Dieses Zitat wurde während eines von Seniorobermeister Gao geleiteten siebentägigen Retreats ausgesprochen. In diesen Retreats werden die sogenannte Drei-Schätze-Herzenslehre, die verschiedene Methoden der Meditation bereitstellt, praktiziert. Dazu gehören die Meditation mit dem Stillen Mantra und die kontemplative Selbstbetrachtung über das Geheime Portal.)

Nach fünf Tagen intensiver Übung hat jeder innere Ruhe und Klarheit im Geist erlangt, doch sollte man sich nicht mit geringem Fortschritt zufriedengeben, sondern weiterhin mit aller Kraft weiter üben. Ohne Regeln und Disziplin kann keine vollkommene Form erreicht werden.

Was soll man letztendlich loslassen? Man soll Körper und Geist, Wissen, Ruhm, Profit, Karriere, sozialer Status, Ansichten und Argumente sowie Gier, Übelwollen, Fehlwissen und Dünkel loslassen können. All diese Dinge unterliegen dem Gesetz der bedingten Entstehung und Vergänglichkeit; sie sind nicht real und nicht ewig. Das Prinzip der bedingten Entstehung besagt, dass alles leer und ohne Selbst ist. […]

Es gibt viele Mittel, aber nur einen Weg zur Quelle. Alle unzähligen Methoden führen letztlich zu diesem einen Punkt1, der das wahre Antlitz der Buddhas widerspiegelt. Wenn man nach außen blickt und den Gedanken freien Lauf lässt, folgt man nur Illusionen und den Kräften des Karmas, die zu den sechs Daseinsbereichen des Samsara führen. Stattdessen sollte man den Blick nach innen richten und das wahre Selbst erkennen. In diesen sieben Tagen gibt es nichts anderes zu tun, als den Blick ständig nach innen zu richten.

Was kultiviert man bei der Dao-Praxis? Wozu leisten wir Verdienste? Man kultiviert den Wunsch im Herzen, unermesslichen Lebewesen in unzähligen Leben zu helfen2. Man leistet Verdienste, um dem Ahnlehrer Maitreya zu helfen, die „drei Versammlungen unterm Nagapuspa-Baum“3 zu verwirklichen und die Welt zum „Reinen Land des Maitreya“4 zu machen. Glaube ist die Quelle des Weges und die Mutter aller Verdienste. Jeder Gedanke der Fokus, der absoluten Aufrichtigkeit und Gewissheit bedeuten, dass man die Buddha-Natur in sich selbst erkennt. Die Drei Schätze können unsere wahre Natur wiederherstellen, unser Gewissen und unsere Fähigkeiten zum höchsten Guten erwecken. Sie können uns von den Kreisläufen der Wiedergeburt befreien und den Tod überwinden. Der Himmel belohnt diejenigen, die sich ernsthaft bemühen. Man sollte mit absoluter Aufrichtigkeit und Respekt üben; ein reiner Gedanke kann die wahre Natur manifestieren. Gut und Böse liegen nur einen Gedanken voneinander entfernt, also übe intensiv! Man sollte nicht mit leeren Händen aus einem Schatzhaus zurückkehren.

Mit dem Erwachen beginnt die Praxis, und man soll sich nicht mit geringem Fortschritt zufriedengeben. Der Weg wird nicht für andere, sondern für sich selbst praktiziert. Man muss den Glauben und den heilsamen Wunsch in sich tragen und umsetzen; dies ist der sogenannter Prozess von „Glauben, Wunsch, Praxis und Erkenntnis“. Jeder sollte einen heilsamen Wunsch entwickeln, damit ein lichter Samen gesät wird. Der Weg der Praxis muss durch eigene Erfahrung und Umsetzung beschritten werden; mit eigener Kraft muss man ihn meistern.

Meditation ist eine innere Praxis, bei der es auf innere Zurückhaltung ankommt. Es gibt ein Sprichwort: „Zieht man sich in die Tiefe zurück, ist man geborgen im Geheimen. Lässt man dann los, kann man das Universum durchdringen.“ Je mehr man sich zurückzieht, desto mehr versteht man das Loslassen. Indem man sich selbst ständig diszipliniert und zurückzieht, kann man die tiefsten inneren Kräfte vollständig aus eigener Kraft entfalten.

Die Überwindung des Kreislaufs von Geburt und Tod ist eine gegenwärtige Aufgabe, keine zukünftige. Wenn man handelt, wird man vom Himmel unterstützt. Wer Mangel hat, wird vom Himmel ergänzt. Man sollte gute Taten vollbringen und Tugend entwickeln. Jede kleine Tat wird belohnt; dies ist die Gnade des Himmels und die Wirkkraft der Ahnlehrer. Anstatt in der Zukunft auf die Hilfe anderer zu hoffen, sollte man jetzt heilsame Wünsche entfalten, Gelübde ablegen und erfüllen, um Leiden zu überwinden und Glück zu erlangen!

經過五天的用功,大家都有了“定”,但不能得少為足,應更加猛力用心參。不以規矩,不能成方圓。  放下到底放下什麼?放下身心、學問、名利、事業、地位、道理,還有貪瞋癡慢,這些都是緣起法、生滅法的東西,緣起性空,一切法無我,這些都不是真實的,不是永恆。[…]

“方便有多門,歸元無二路“,所有無邊法門都從這一點發出來的,這才是於諸佛同體的本來面目。如果向外了,念頭隨著妄想跑掉了,那就是隨業轉了。業力走在前面,就往六道輪迴裡邊走去,不要這樣,要把它看回來,把神給看回來,這七天沒有別的,就是一直地看回來。

修道修什麼麼?辦道辦什麼,就是修一個生生世世救度眾生的願心,就是辦一個助彌勒祖師完成龍華三會,讓人間成為彌勒淨土的大事。信為道源功德母,一念專精。一念至誠,一念肯定,就是自性佛。三寶可以恢復我們本性之自然,啟發良知良能之至善,三寶可以自性清淨,可以脫輪迴、了生死。皇天不負苦心人,修道要至誠至敬,一念清淨即生實相,善惡只在一念之間,好好用功!不能入寶山空手而回。

悟後起修,不能得少為足,修道不是為了別人而修,是為了自己而修,要把這一份信願發揮出來,這就叫“信願行證”,每個人都要發一個善根願,你的種子才會光明,修道這條路要靠自己去體驗與實踐,靠自己的力量把它拿出來。

靜坐是一種內斂的功夫,一切都講究內斂。有句話說“收之藏於密,而後放之,才能夠彌於六合。”越懂得收斂的人,也越懂得放出去,盡情地收斂自己,不斷地收斂自己,如此內在深層的東西,才能靠自己的力量完全啟發出來。

往生是現在的事,不是未來的事。人行天助,人虧天補,好好行功立德,寸功寸果都不昧,這是天恩師德。與其未來受人助念,做功德,不如現在發願了願,離苦得樂啊!

  1. Gemeint ist hier das geheime Portal, das als Anhaltspunkt oder Zugang zum natürlichen, absoluten Wesen und als Schnittstelle zur absoluten Sphäre des nichtigen Urgrundes (Wuji) dient. ↩︎
  2. Dies ist ein formloses Gelübde aus der undifferenzierten Sicht eines Bodhisattvas im Mahayana-Buddhismus. ↩︎
  3. Maitreya, was ‚der Gütige‘ bedeutet, wird im Buddhismus als der zukünftige Buddha verehrt, der wie vor 2500 Jahren Gautama Buddha auf die Welt kommen und den Weg zum unübertroffenen Erwachen zeigen und lehren wird. Die Lehren sollen unter dem Nagapuspa-Baum, auf Chinesisch Longhua Shu 龍華樹, stattfinden. Alle Wesen, die in karmischer Beziehung zu Maitreya stehen, werden daran teilnehmen. Laut den Sutren wird es drei Versammlungen für Wesen mit unterschiedlicher Veranlagung geben. Diese werden mit den drei Mal Drehen des Dharmarades durch Gautama Buddha verglichen. In diesem Sinne sind es nicht drei Versammlungen, sondern drei Phasen der Lehre. Näheres zum Maitreya kann dem Beitrag „Alle Buddhas der drei Zeiten“ entnommen werden. ↩︎
  4. Während Gautama in einem stark befleckten, leidhaften Umfeld vom Überwinden des Leidens zu lehren wünschte, lautet das Gelübde des Maitreya anders. Im ‚Sutra der Grundgelübde des Bodhisattva Maitreya‘  wird es so beschrieben: „Zur Zeit meiner Verwirklichung der Buddhaschaft werden die Menschen in meinem Reich all die Unreinheiten nicht haben. Klein sind der sexuelle Trieb, die Neigung zur Aggression und das Fehlwissen. Emsig verfolgen sie die zehn tugendhaften Handlungen. Erst dann werde ich das höchst vollkommene Erwachen ergreifen.“ Dieses im Zitat beschriebene Reich, das der Maitreya gelobt zu verwirklichen, ist ein Abbild der Gemütsverfassung der Wesen des Tushita Himmels. Der Bodhisattva will also die Menschenwelt dem Tushita Himmel angleichen und so ein Reines Land realisieren. In einer derartig umgestalteten Welt wird er als Buddha wirken. Näheres zum Maitreya kann dem Beitrag „Alle Buddhas der drei Zeiten„ entnommen werden.  ↩︎


Kategorien:Zitate der Meister

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