Rezension: Library of Wisdom and Compassion

Ich möchte an dieser Stelle ein Buch und eine mehrbändige Buchreihe vorstellen, die jeweils schwerpunktmäßig einen unterschiedlichen Zweck verfolgen, beide aber meiner Meinung nach zu den gelungensten auf ihrem jeweiligen Gebiet gehören. Leider sind sie (bisher) nur auf Englisch erhältlich.

Wohl jedem ist der Dalai Lama ein Begriff, und die Zahl der unter seinem Namen veröffentlichen Bücher ist unabsehbar. Die Adressaten und das Niveau dieser Werke sind extrem vielfältig und unterschiedlich. Schon lange wurde aber in seinem Umfeld ein Mangel an grundlegenden, seriösen Einführungen in die Buddhalehre empfunden. Sie sollen sozusagen bei Null anfangen, aber dennoch gründlich in die Tiefe gehen und auch als Handbücher zur Praxis und zum Nachschlagen dienen. Die tibetische Nonne Thubten Chodron, eine gebürtige Amerikanerin, ergriff die Initiative dazu, und in Zusammenarbeit mit dem Dalai Lama und mit weiteren Helfern entstand die „Library of Wisdom and Compassion“, deren erster Band „Approaching the Buddhist Path“ 2017 erschien.

Was sind nun die Vorzüge dieser Bücher? Sie sind geprägt vom undogmatischen, realistischen und gegenwartsbezogenen Geist des Dalai Lama. Daher sprechen sie nicht exklusiv aus der Sicht des tibetischen Buddhismus, sondern eine nicht sektiererische Sichtweise war im Gegenteil das explizite Ziel. So werden zu jedem Thema der Buddhalehre die Aussagen und Inhalte der Tibetischen Schulen, des Zen und unbekannterer anderer chinesischen Schulen sowie des Theravada jeweils übersichtlich und neutral vorgestellt und miteinander verglichen, ohne eine bestimmte Schule zu bevorzugen. Des weiteren wird immerzu ein Bezug auf die Praxis in der heutigen Welt, also auf Probleme der Gegenwart, hergestellt. Wir finden also Kapitel über das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne (Welche Teile der Tradition machen in einer völlig veränderten Welt keinen Sinn mehr? Welche Teile sind essentiell und unverzichtbar?), über das Verhältnis zwischen dem naturwissenschaftlichen Weltbild und den alten buddhistischen Lehren, zum Beispiel Reflexionen über die Evolutionslehre und der Lehre vom abhängigen Entstehen. Generell finde ich den Ausgleich zwischen gut argumentierter und vermittelter Philosophie und einem sprechen über konkrete Praxis sehr gelungen. So findet man am Ende jedes Kapitels ein übersichtliches Textfeld, betitelt „Reflections“: hier werden dem Leser sehr gelungene Fragen gestellt, die einen vertieft über die Buddhalehre reflektieren lassen, oder er wird zu Kontemplationen über Themen des jeweiligen Kapitels  aufgefordert.



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