Ein junger Mann kommt zum Kloster und fragt den Meister: „Ich habe immer meine Arbeit gemacht, immer achtsam gehandelt und geredet, um ja nichts falsch zu machen und niemandem etwas zu Leide zu tun. Aber trotzdem gibt es immer Menschen, die mir übel nachreden und mich verleumden. Ich verstehe das nicht und halte es nicht mehr aus!“ Der Meister lächelte und wies ihn an, mit ihm zu kommen. Er holte einen Kübel und einen Schöpfer und führte ihn zu einem Bach, wo er ein Blatt vom Baum pflückte und zum Jungen sagte: „Du hast immer achtsam gehandelt und niemandem etwas zu Leide getan. Du bist wie dieses Blatt, frisch und rein.“ Daraufhin warf er das Blatt in den Kübel und sagte weiter: „Nun bist du wegen den üblen Nachreden und Verleumdungen in die Tiefe des Lebens gestürzt, wie dieses unbefleckte Blatt in der Tiefe des Kübels gelandet ist.“ Dann stellte der Meister den Kübel an einer seichten Stelle in den Bach, schöpfte Wasser und goss es in den Kübel: „Dieses Wasser schlägt auf das Blatt, wie die üblen Nachreden und Verleumdungen auf dich.“ Einen Schöpfer nach dem anderen schüttet der Meister Wasser in den Kübel: „Schau aber was mit dem Blatt passiert, je mehr Schläge es bekommt.“ Der Junge sagt: „Das Blatt wurde zwar hin und her gespült, ließ jedoch kein Wasser auf sich haften und nun kommt es mit dem Wasser immer höher.“ Mit der Zeit kommt das Wasser langsam an den Rand des Kübels, der schließlich überläuft, das Blatt schwebt wie ein Boot auf dem Wasser davon und wirkt noch frischer und reiner als zuvor. Der Meister sagte: „Nun haben die Schläge dem Blatt geholfen, der Falle zu entkommen, nun fließt es in die Flüsse, Seen und Meere. Seine Welt wird unbegrenzt groß.“ Der Junge begriff: „Die üblen Nachreden und Verleumdungen können mir nichts schaden, vielmehr meinem Geist helfen, noch reifer und großmütiger zu werden. So groß mein Horizont, so groß meine Welt.“ Den reinen Geist kann man nicht erschlagen: Selbst wenn man ihn in den Schlamm steckt, wächst aus ihm die reine Lotusblüte.
Kategorien:Anekdoten
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