Podiumsutra – Kap. 4: Samadhi und Prajna

 

 

Dharmaschatz Podiumsutra d. 6. Ahnlehrers 

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Kap. 4: Samadhi und Prajna

— Begleitlektüre zum wöchentlichen Drei Schätze Retreat

In den letzten drei Blogbeiträgen behandelten wir das Kapitel 3, wo Huineng die Fragen vom Präfekten Wei beantwortet hat. Im Kapitel 4 geht es explizit um das Thema der Geistesstabilität (Samadhi) und der Weisheit (Prajna): zwei essenzielle Begriffe der buddhistischen Lehre. Huineng beginnt seine Erläuterung dazu wie folgt:

Edle Gefährten! Mein Praxisweg beruht auf Geistesstabilität (Samadhi) und Weisheit (Prajna). Seid aber nicht verwirrt und meint, dass Geistesstabilität und Weisheit voneinander zu unterscheiden wären. Sie sind eine Einheit und [daher] nicht zweierlei [Dinge]. Geistesstabilität ist die Basis der Weisheit, Weisheit die Wirkung der Geistesstabilität. Bei der [Wirkung der] Weisheit entfaltet sich die Geistesstabilität, in [dem Zustand] der Geistesstabilität birgt sie die Weisheit in sich.  […] Behauptet nicht, Geistesstabilität käme zuerst und erzeuge [dann] die Weisheit oder umgekehrt. […]

Womit kann man sie denn vergleichen? Mit dem Licht und der Flamme. Gibt es die Flamme, gibt es Licht, gibt es keine Flamme, wird es dunkel. Die Flamme ist die Basis des Lichtes, und das Licht die Wirkung der Flamme. Es sind zwei Begriffe, aber im Wesen sind sie eins. Genauso ist es mit der Geistesstabilität und der Weisheit. Die einspitzige Praxis des Samadhi (Geistesstabilität) bedeutet, allerorts, egal ob im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen, stets den aufrichtigen [einfachen] Geist zu bewahren. […] Einfach den aufrichtigen [einfachen] Geist hegen und an keinem Phänomen haften.[1]

Daraufhin ging er näher auf die Grundsätze und Besonderheiten der Praxis ein. Er sprach:

Edle Gefährten! Im Außen fern von allen Formen sein heißt „Ohne-Formen“. Gelingt es, fern von den Formen zu sein, ist der Dharma-Körper (Buddha-Natur; Urwesen) klar und rein. Das bedeutet „Ohne-Formen als Substanz“.[2]

Edle Gefährten! Bei allen Zuständen bleibt der Geist unbefleckt, so heißt es „Ohne-Gedanken“. Sei in den eigenen Gedanken stets fern von allen Zuständen und hege keinen Geist über sie. Denkt man aber nur nichts über die hundert Dinge nach und rottet so die Gedanken zur Gänze aus: Kommt kein Gedanke mehr hoch, ist es der Tod (und kein Nirvana). Man wird woanders wiedergeboren. Das ist ein großer Fehler. Der Dao-Studierende möge darüber nachdenken: Kennt man den Sinn des Dharmas nicht, ist es nur der Fehler von einem selbst. Wenn man aber andere noch dazu anleitet, ist man nicht nur verblendet und ohne Einsicht (zum eigenen Fehler), man verleumdet auch noch die (Lehre aus den) Sutren Buddhas. Deshalb ist [es von großer Bedeutung, das] „Ohne-Gedanken als Grundsatz“ zu setzen.[3]  

Edle Gefährten! Warum das Ohne-Gedanken als Grundsatz setzen? Man redet nur über das Erblicken des Urwesens, der Verblendete hegt [aber nach wie vor] Gedanken zu den Zuständen. Auf Basis dieser Gedanken entfalten sich [wiederum] falsche Ansichten. Sämtliche Stäube, Belastungen und illusorische Gedanken entstehen dadurch. […] Deshalb setzt dieser Dharma auf Ohne-Gedanken als Grundsatz.[4]

Edle Gefährten! Welche Dinge werden nichtig durch dieses „Ohne“? Welche Gedanken werden dann gedacht?

„Ohne“ meint: ohne die dualistischen Formen, ohne den verstaubten und belasteten Geist.

Gedacht werden: Gedanken aus dem [Ur]wesen der Soheit (oder des natürlichen Seins).

Die Soheit ist die Essenz (bzw. das Wesen) der Gedanken. Die Gedanken sind Auswirkungen der Soheit, sie entspringen dem eigenen [Urwesen] der Soheit. Nicht Augen, Ohren, Nase und Zunge können denken. Die Soheit hat [sein] Wesen, deshalb kann sie Gedanken entfalten. Gibt es die Soheit nicht, vergehen auf Anhieb Augen und Ohren [und somit] Formen und Geräusche.[5]  

Edle Gefährten! Die Soheit des [Ur]wesens entfaltet Gedanken. Die sechs Sinnesgrundlagen hegen zwar Sicht, Gehör, Gefühle und Wahrnehmungen. [Sie bleiben] unbefleckt von den zehntausend Umständen. Und das wahre [Ur]wesen ist stets da. Deshalb heißt es im Sutra: [Man] kann gut die Manifestation aller Phänomene erkennen und unterscheiden, bleibt aber unentwegt beim ersten Prinzip.[6]

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[1]善知识。我此法门。以定慧为本。大众勿迷。言定慧别。定慧一体。不是二。定是慧体。慧是定用。即慧之时定在慧。即定之时慧在定。若识此义。即是定慧等学。诸学道人。莫言先定发慧。先慧发定。[……] 定慧犹如何等。犹如灯光。有灯即光。无灯即暗。灯是光之体。光是灯之用。名虽有二。体本同一。此定慧法。亦复如是。师示众云。善知识。一行三昧者。于一切处。行住坐卧。常行一直心是也。[……] 但行直心。于一切法。勿有执着。

[2] 善知识。我此法门。从上以来。先立无念为宗。无相为体。无住为本。无相者。于相而离相。无念者。于念而无念。无住者。人之本性。于世间善恶好丑。乃至冤之与亲。言语触刺欺争之时。并将为空。不思酬害。念念之中。不思前境。若前念今念后念。念念相续不断。名为系缚。于诸法上。念念不住。即无缚也。此是以无住为本。

[3] 善知识。外离一切相。名为无相。能离于相。即法体清净。此是以无相为体。

[3] 善知识。于诸境上。心不染曰无念。于自念上。常离诸境。不于境上生心。若只百物不思。念尽除却。一念绝即死。别处受生。是为大错。学道者思之。若不识法意。自错犹可。更劝他人。自迷不见。又谤佛经。所以立无念为宗。

[3] 善知识。云何立无念为宗。只缘口说见性。迷人于境上有念。念上便起邪见。一切尘劳妄想。从此而生。[…] 即是尘劳邪见。故此法门立无念为宗。

[4] 善知识。无者无何事。念者念何物。无者无二相。无诸尘劳之心。念者念真如本性。真如即是念之体。念即是真如之用。真如自性起念。非眼耳鼻舌能念。真如有性。所以起念。真如若无。眼耳色声当时即坏。

[5] 善知识。真如自性起念。六根虽有见闻觉知。不染万境。而真性常自在。故经云。能善分别诸法相。于第一义而不动。

Autoren: Mingqing Xu, Alexander Maurer
Übersetzung der Zitate: Mingqing Xu, Alexander Maurer
Lektoren: Pascal Hauser, Birgit Seissl, Ursula Presslauer



Kategorien:Buddhismus, Chan- (Zen-) Buddhismus, Podiumsutra

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