Herzsutra – „Kein Wissen, auch kein Erlangen, da nichts zu erlangen ist.“
——Begleitlektüre zum Drei Schätze Retreat am 05.05.2021
Es ist eine weitverbreitete Vorstellung, dass es im „Buddhismus“, also beim Ausüben der Buddhalehre, so wie bei allen weltlichen Unternehmungen auch, um das Erreichen eines bestimmten Zieles geht. Was kann dieses Ziel sein? Zu erwachen? Das Nirvana? Wie stellt man sich aber dann das Erwachen vor? Als eine zu erwerbende Fertigkeit? Als übernatürlichen Zustand, der aus einem gewöhnlichen Menschen eine Art Supermensch macht? Wenn das der Fall ist, ist man aber sehr weit vom Verständnis entfernt. Die deutsche Übersetzung „Erwachen“ drückt die Sache eh schon genau aus: Man sieht die Dinge einfach so, wie sie wirklich sind und immer schon waren.
Unzählige Male betont Meister Huineng im Podiums-Sutra, dass der natürliche Geist rein und immer bereits erwacht ist. Wenn man sich diese Aussage überlegt, kommt man bei unserem Herz Sutra Vers an: Was gibt es zu erlangen, wenn man schon alles hat? Nur ist es einem noch nicht bewusst. Huineng, der 6. Ahnlehrer des Chan-Buddhismus, kam zum großen Erwachen, als er von seinem Lehrer den Satz aus dem Diamant Sutra „Ohne jegliche Anhaftung entsteht der Sinn“ hörte. Er begriff: „Alle Phänomene sind eins mit dem natürlichen Wesen“ und beschrieb das natürliche Wesen folgendermaßen:
„Unglaublich ist das natürliche Wesen: an und für sich klar und rein!
Unglaublich ist das natürliche Wesen: ohne Entstehen und Vergehen!
Unglaublich ist das natürliche Wesen: von Natur aus vollkommen!
Unglaublich ist das natürliche Wesen: unerschütterlich und unwandelbar!
Unglaublich ist das natürliche Wesen: Es bringt alle Phänomene hervor!“[i]
Sein Lehrer, der 5. Ahnleher Hongren, bestätigte daraufhin Huinengs Erkenntnis:
„Wer seinen natürlichen Sinn nicht erkennt, dem nützt es nichts, das Dharma (Lehre) zu lernen. Wer den natürlichen Sinn erkennt und das natürliche Wesen erblickt, kann ein Großer, ein Lehrer für Himmel und Mensch, ein Buddha genannt werden.“[ii]
Die zweite Lehrrede der „längeren Sammlung der Lehrreden“, die Samanaphala Sutta, handelt von den „Früchten der spirituellen Praxis“. Es geht also genau um unser Thema, das „Erlangen“. Der indische König Atajasattu fragt verschiedene spirituelle Lehrer nach dem Zweck ihrer Unterweisungen. Sie drücken sich alle, mehr oder weniger geschickt, um eine klare Antwort. Doch als er zu Gautama Buddha kommt, ist er endlich an der richtigen Stelle. Gautama beginnt bei recht einfachen, noch weltlichen „Früchten“ und beschreibt sodann ausführlich den Übungsweg ordinierter Mönche. Im Zusammenhang mit unserem Herz Sutra Vers interessieren uns aber vor allem die Gleichnisse, die gegen Ende der Lehrrede für die Befreiung gegeben werden:
„…wie wenn ein Mensch seine Schulden hätte tilgen können – oder ein Kranker nach langer Bettlägerigkeit genesen ist und aus dem Haus tritt – oder ein Sträfling aus dem Gefängnis entlassen wird – oder einer aus der Sklaverei entlassen und ein freier Mensch wird – oder ein hungriger Reisender in öder Gegend zu einem Dorf kommt…“
Umgangssprachlich kann man zwar sagen, dass Schuldenfreiheit und Gesundheit etc. erlangt wurden, aber das trügt. In jedem der Beispiele geht es darum, dass man zur eigenen Natur zurückgekehrt ist, dass man von etwas, das einem ursprünglich nicht anhaftete, losgekommen ist. Daher also „nichts zu erlangen“. Und doch wird gerade in dieser Lehrrede, wie gesagt, ausführlich vom buddhistischen Übungsweg gesprochen, es geht also wiederum nicht um Passivität.
Hierzu passt auch folgendes Gespräch aus der Angereihten Sammlung der Lehrreden Buddhas:
Ein Brahmane fragt den Buddha: „Was habt Ihr denn durch eure Praxis erlangt, Meister Gautama?“
Der Buddha: „Gar nichts habe ich dadurch erlangt.“
Der Brahmane, überrascht: „Das ist wohl nicht Ihr Ernst? Man tut doch etwas, um etwas zu erlangen?“
Der Buddha, lächelnd: „Ich habe nicht nur nichts erlangt, sogar vieles dadurch verloren.“
Der Brahmane: „Was habt Ihr denn verloren?“
Der Buddha sagt daraufhin:
„Ich habe Jähzorn, Pessimismus und Kummer verloren;
ich habe Gier, Hass und Verblendung verloren;
Ich habe Egoismus, Intoleranz und Unwissenheit verloren;
Ich habe die Angst vor Alter, Krankheit und Tod verloren.“
Aus Sicht eines Erwachten hat er also nichts dazu bekommen, sondern ist nur Dinge losgeworden, die ihn an der Rückkehr zum ursprünglichen natürlichen Sein gehindert haben. Ein Praktizierender sieht womöglich diese dennoch als ein anzustrebendes Ziel. Heißt es, es gibt doch etwas zu erlangen? Wozu sonst hat Buddha Gautama die „richtige Anstrengung“ als Teil des achtfachen Pfades, der zum Erwachen führen soll, angeführt, wenn es nichts zu erlangen gibt? Auf der einen Seite neigt ein gewöhnlicher Mensch dazu, nachlässig zu werden, wenn es kein Ziel und kein Ansporn gibt, andererseits kann solch einer aufgrund seines Unwissens (Verblendung) nicht einsehen, dass er von Natur aus rein, klar und erwacht ist. Deshalb motiviert der Lehrer sie zur rechten Anstrengung. Bezogen auf die Übung ist es jedoch wesentlich, die Anhaftungen im Geiste loszuwerden. Wenn man sich unter dem Erwachen das Erlangen zusätzlicher Fertigkeiten oder Erfahrungen vorstellt, dann neigt man dazu, Zustände, die während der Praxis auftauchen, als real zu sehen und an ihnen anzuhaften. Geht man vom „es gibt nichts zu erlangen“ aus, begehrt man nicht das Erreichen von spirituellen Erfahrungen oder magischer Fähigkeiten, und verweilt im „Nicht-Verweilen“ und „Nichts-Tun“. Diese Vorstellung des „Nichts-Erlangens“ ist daher wesentlich für eine effektive und zielführende Praxis. Dies ist der Grund, warum die „richtige Sicht“ von großer Bedeutung für die Praxis ist. Ist die Sicht falsch, geht man wohl in die falsche Richtung und gelangt auf den falschen Weg. Ist die Sicht korrekt, kommt man schnell auf den richtigen Weg, der direkt zum Ziel führt. Folgende Verse, die die korrekte Sicht illustrieren, stammen aus dem Diamant Sutra:
„Alle Manifestationen sind leer und Täuschungen.
Wer alle Manifestationen nicht als Manifestationen sieht,
der wird den Tathagata (Vollendeten) erkennen.“[iii]
„Wenn jemand mich durch Form sieht,
Und mich durch Klang sucht
Praktiziert diese Person einen falschen Weg
Und kann den Tathagata (den Vollendeten) nicht sehen“[iv]
„Alle bedingten Dharmas (Tun mit Anhaftungen/Tatabsichten)
Sind wie ein Traum, eine Illusion
Eine Blase und ein Schatten
Sie sind wie Tau und auch wie ein Blitz
So sollte über sie meditiert werden“[v]
Was im letzten Satz als „meditiert“ übersetzt wurde, heißt auch „betrachtet“ oder „kontempliert“. Schließlich deutet alle diese Verse auf die „richtige Sicht“ hin. Kehren wir wieder zurück zum Herz Sutra und wenden wir uns wieder dem Kommentar zu unserem Titelsatz vom Chan-Meister Hanshan Deqing zu:
„Diese ausführliche Erläuterung von Prajna will mit allen Irrtümern aufräumen. Die wahre Leere von Prajna kann alle Irrtümer beseitigen, weil sie rein und klar ist und nicht ein einziges Ding enthält, denn es gibt in ihr keine Spuren von den fünf Skandhas, den sechs Sinnesorganen, den sechs Sinnesobjekten oder den sechs Bewusstseinsarten. Der Bereich der sechs Sinnesorgane mit Gefühlsobjekten und Bewusstseinsarten ist der Dharma der Weltlinge. Solche Dinge haben keinen Platz in der absoluten Leere von Prajna.“ [vi]
„Das Reich Buddhas hingegen ist wie die Leere und stützt sich auf nichts. Wenn das Streben nach Buddhaschaft sich auf ein Herz verlässt, das nach Erlangen sucht, dann wird das Ergebnis nicht wahrhaftig sein, denn in der Essenz der absoluten Leere von Prajna gibt es im Grunde keine solchen Dinge wie Wissen und Erlangen. So sagte der Buddha „Es gibt weder Wissen noch Erlangen“. Tatsächlich ist der wirkliche und letztendliche Nutzen die Nutzlosigkeit.“[vii]
In Prajna gibt es kein Wissen und Erlangen? Das klingt paradox, denn reden wir nicht durchaus z. B. vom Wissen um die vier edlen Wahrheiten? Da ist zu bedenken, dass wir, eben weil wir noch nicht in der Prajna leben, es noch nötig haben, davon zu reden. Wir erfahren die Inhalte der Buddhalehre nicht selbst unmittelbar, eben darum machen wir noch ein Wortgetön daraus. Worte und Wissen haben also ihre Berechtigung und ihren Platz. Aber es geht darum, dass man sich in sie verrennen kann, dass sie vom nützlichen Werkzeug zur Belastung und zum Hindernis werden. Im Englischen gibt es dazu den Spruch: Mit einem neuen Hammer sehen alle Probleme plötzlich wie Nägel aus. Auch in weltlichen Wissensgebieten kennt man das, das „Fachidiotentum“: Gewaltiges, detailliertes Wissen erzeugt dann einen beklagenswerten Tunnelblick und vollständiges Irren. Es gibt also einerseits unglaublich viel am „Buddhismus“ zu lernen, andererseits wird es aus der Sicht der Prajna Paramita, von der aus das Herz Sutra spricht, wieder relativiert und alles wird ganz einfach. Wie Gautama Buddha in den Lehrreden öfter sagt: Ein Floss ist nur zum Flussüberqueren gut, ist man am anderen Ufer, braucht man es nicht mehr mitzuschleppen. So heißt es im Diamant Sutra:
„Der Dharma, den der Tathagata gelehrt hat – weder kann er ergriffen, noch kann über ihn gesprochen werden; er ist weder ein Dharma noch ein Nicht-Dharma.“[viii]
Aus diesem Grund hat der Tathagata stets folgende Worte gelehrt: „All Ihr Bhikkhus solltet wissen, dass der von mir gelehrte Dharma mit einem Floß verglichen werden muss; selbst der Dharma sollte aufgegeben werden, umso mehr ein Nicht-Dharma.“[ix]
Aufgrund der Unterschiede seiner Lehre entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Schulen. Eine allgemein bekannte Unterteilung ist die zwischen Hinayana und Mahayana. Vor allem die Mahayana Schulen benutzen diese Begriffe, um den von ihnen betonten „Weg des Bodhisattvas“ gegenüber den der Hinayana Schule „Der Weg des Arhats“ hervorzuheben. Dennoch sind hier eigentlich nicht konkrete Schulgemeinschaften gemeint, sondern der Stand der Erkenntnis und die Zielvorstellung der Praktizierenden unabhängig von der Zugehörigkeit von Gemeinschaften. Generell heißt es: Praktiziert man nur der eigenen Erlösung willen, ist es ein kleines Fahrzeug/kleine Fähre. Übt man hingegen nicht nur für sich, sondern zur Erlösung aller Wesen, stellt man ein großes Fahrzeug/große Fähre dar. „Arhat“ wird dann als finales Stadium eines kleinen und „Bodhisattva“ als Ideal des großen Fahrzeugs bezeichnet.
Beide Wege führen zum Nirvana, zum Erwachen. Der Weg des Bodhisattva wird als der Weg zum Thatagata, zur unübertrefflichen Vollendung, angesehen. Die Pratyeka-Buddhas, die ohne die persönliche Begleitung eines Erwachten selbst erwacht sind, aber nicht den Sinn hegen, anderen zu helfen, werden ebenfalls dem Hinayana zugeordnet. Für die bereits erwachten Arhats und Pratyeka-Buddhas sind solche Unterteilungen nicht wirklich erheblich, da sie bereits das Samsara, den Kreislauf des Leidens, überwunden haben. Ob sie still in der Erlöschung verweilen oder zur Hilfe anderer Wesen wiederkommen, ändert nichts daran, dass sie schon erlöst sind. Für die Praktizierenden auf den Weg zum Erwachen ist es jedoch nicht unerheblich, welchen Weg sie einschlagen. Mit der Wahl entscheiden sie auch für die mit dem jeweiligen Weg verbundenen Hindernisse und Gefahren.
Wer nur der eigenen Erlösung wegen praktiziert, muss i. R. auf alles Weltliche, Materielle, „Fleischliche“ verzichten und seine Triebe aufs Minimum reduzieren, um sich vollkommen von seinen Begierden zu erlösen. Er strebt daher die höchste Stufe der Samadhi an, die alle Daseinsbereiche (sinnliche, formhafte, formlose) überwindet. Vollkommene Askese und Zurückgezogenheit ist daher der übliche Weg, der solch einer letztendlich einschlagen wird. Die Gefahr, die aber in der reinen Samadhi-Praxis gesehen wird, ist die Anhaftung an die Versenkungszustände. Man begnügt sich mit diesen, sieht diese als real und bleibt dabei hängen. Da die Leerheit darin nicht erkannt wird, führt die noch immer intakte Ich-Anhaftung zur Selbstüberschätzung. Anstatt die Verblendung zu durchbrechen, verfestigt sich die Anhaftung an den Zuständen. In den Sutren werden diesbezüglich von Lehrern der Abwege bzw. von „genügsamen“ oder „selbstgefälligen“ Himmelwesen berichtet. Da sie die Ich-Anhaftung und das Unwissen noch nicht überwunden haben, befinden sich nach wie vor im Kreislauf des Samsara. Auch wenn man sich dadurch eine Reinkarnation in einer der Himmelswelten erlangt, ist dies nur ein zeitweiliger Verbleib. Nach dem Vergehen dieses Daseins stürze er zumeist wieder in die niederen sinnlichen Daseinsbereichen (Mensch, Tierwelt, Geister, Höllenwelten) wieder ab. Die rechte Sicht (Weisheit) ist daher Voraussetzung für den Erfolg. Im Alleingang sind vielen täuschende Zustände schwer zu durchschauen. Dieser Weg birgt daher Risiken mit sich und ist ohne ständige Betreuung eines kompetenten Lehrers schwer zu meistern.
Jener mit dem Bodhisattva-Geist sucht hingegen nicht nach dem Entkommen der Daseinsbereiche, sondern die ständige Wiederkehr zur Hilfe anderer Mitwesen. Daher suchen die Praktizierenden dieses Weges nicht alle Stufen der Versenkung zu meistern, sondern sie praktizieren in erster Linie die Weisheit, Barmherzigkeit und Güte. Sie bleiben dadurch mit den Mitwesen karmisch verbunden. Diese karmische Verbundenheit und ihre Bodhisattva-Gelübde ermöglichen ihnen die Wiederkehr zu denjenigen Daseinsbereichen, in denen sie den Mitwesen helfen möchten. In der Regel kommen sie wieder als menschliches Dasein. Es wird aber berichtet, dass zahlreiche Bodhisattvas geloben, in die Höllenwelten zu gehen, um den am tiefsten gefallenen Mitwesen zu helfen. Dafür sind sie bereit, alles Leiden, die mit diesem Dasein verbunden sind, durchzumachen. Die Voraussetzung für diese Praxis ist daher die Bereitschaft der Selbstopferung, d. h. Güte und Barmherzigkeit. Dieser Geist ist der Kern der Mahayana Schulen und heißt Bodhicitta, der Geist der Erwachens.
Ohne die Bedingungen, sprich die mit den Daseinsbereichen verbundenen Trieben und Bedürfnissen, ausgeglichen zu haben, wirft man ihnen vor, nicht die Reinheit zu praktizieren. So verfehlen sie nicht nur die endgültige Erlösung vom Samsara, sondern entkommen nicht einmal den sinnlichen (triebbehaftete, materielle) Daseinsbereichen. Wollen jene, die den Bodhisattva Weg praktizieren, sich nicht von den leidhaften Daseinsbereichen befreien? Da sind wir wieder bei unserem Herz Sutra angekommen. Mit der non-dualistischen Sicht sehen sie keine Differenz zwischen einer leidhaften oder glückseligen Welt. Auch für diese Praxis ist die richtige Sicht (Weisheit) die Voraussetzung für eine effektiven Praxis. Deshalb ist Bodhicitta, der Geist des Erwachens, die notwendige Bedingung dafür. Allerdings birgt darin nicht die Gefahr eines tiefen Absturzes wie bei der oben geschilderte Praxis der tiefen Samadhi, da man durch die ständige Hilfe anderer stets gute karmische Bedingungen sät. Diese verschaffen einem das gute Karma, immer wieder günstiges Umfeld für die Praxis im weiteren Dasein zu bewirken, bis man die Vollendung erlangt.
Der Unterschied zwischen Praktizierenden der Hinayana und der Mahayana Schule liegt daher in der Sicht der Sache: Erstere sieht sich als Leidender und strebt nach dem Erlangen der Erlösung, Zweitere sehen sich von Natur aus bereits als erlöst und kehrt nur zu seiner Natur zurück, indem sie den natürlichen Sinn (Weisheit, Güte, Barmherzigkeit) ausleben. Im Ausleben der natürlichen Sinne verkörpern sie den Erlösten und vervollkommnen diese Verkörperung. Dabei denken nicht an einen Zustand des Erwachens, sondern entfaltet immer wieder den Geist des Erwachens, den natürlichen Sinn, bis dieser nicht mehr vergeht. Im Zuge dessen wird das Bewusstsein davon geprägt und alle Hindernisse lösen sich von selbst, bis letztendlich die Vollendung im Buddhatum sich manifestiert. Ein Gleichnis möge diesen Prozess näher illustrieren: wie eine Mutter bedingungslos sich um ihre Kinder kümmert und die Eigenschaft einer Mutter vervollkommnet, und das ohne Absicht.
Abschließend wieder ein Zitat zur Praxis vom Erhabenen Lehrer:
[…] Neunundvierzig Jahre lang lehrte Buddha Gautama seinen Weg. Im Grunde sprach er nur von der „Leere“. Diese „Leere“ kann nur erreicht werden, indem man die Ich-Anhaftung durchbricht. Nach dem Fingerzeig des Lehrers […] sollt ihr noch die alten eingefahrenen Gewohnheiten aus dem früheren Dasein ablegen und die Geistesbefleckungen beseitigen, da ihr ansonsten weiterhin im Kreislauf von Geburt und Tod verwickelt sein werdet. Das ist so, wie das Gedicht (von Podiumsutra) es beschreibt:
Der Körper gleicht dem Bodhi-Baum,
das Herz ist wie das Spiegelgestell.
Ständig hat man es zu putzen,
damit kein Staub daran haftet.
Dabei betrachtet man den Körper und Geist als „Existenz“ und verfällt in die Falle der Vernichtung und Auslöschung. Aber die Vernichtung und Auslöschung ist auch nur eine Erscheinung aufgrund des Zusammentreffens von Bedingungen. Diese ist daher nicht das absolute Wesen und noch an Namen und Formen angehaftet. [Das absolute Wesen] beschreibt das folgende Gedicht:
Bodhi hat keinen Baum,
Der Spiegel ist kein Gestell.
Ursprünglich ist es ohne Ding,
wo nun ist hier der Staub?
Körper und Geist werden als „nichts“ betrachtet, daher nichts zu vernichten und auszulöschen. […] Der rechten Anstrengung gilt es daher zuerst das Erlangen des Stadiums der „Leere“ (des „Nichts“), um dann wieder zu „haben“. Das wäre das wundersame „Haben“ der wahren „Leere“. […]
Mit wenig Karma ist es leichter zu praktizieren, aber beklage dich nicht, wenn es karmische Verflechtungen gibt. Erfülle die gegebenen Rollen und erlöse so die karmischen Angelegenheiten. Wie kann man sie erlösen? Am Geist packt man sie an. Beachte dabei, sich nicht an den Phänomenen anzuhaften. Ständig daran zu denken, sein Karma ausgleichen zu müssen, wird zum Hindernis. Es heißt: Sünde und Segen sind leer, hafte daher nicht an ihnen an. Der Geist kann Karma erzeugen und verwandeln. Im Grunde ist das Karma leer im Wesen. Die Tugend ist nicht abhängig vom Alter, ohne Weisheit ist das lange Leben unnütz. Ein Weiser ist allerorts achtsam, achtsam auf den Kultivierungsprozess und erreicht das ultimative Ziel des Erwachens. Im Moment der Dao-Initiation ist das Urwesen erhellt, nur wegen dem Unwissen kann die Leerheit noch nicht erfasst werden. Übe daher stets die kontemplative Betrachtung. Packe es beim Geist, beim Unterbewusstsein, an. Gelange so in den Zustand der Leerheit und hafte an nichts an. So erst irrt man nicht mehr in den Abwegen von Gut und Böse, Heil und Unheil herum. […] [x]
[i]至‘应无所住而生其心’,惠能言下大悟,一切万法,不离自性。遂启祖言:‘何期自性,本自清净;何期自性,本不生灭;何期自性,本自具足;何期自性,本无动摇;何期自性,能生万法。
[ii] 祖知悟本性,谓惠能曰:‘不识本心,学法无益;若识自本心,见自本性,即名丈夫、天人师、佛。’
[iii] Diamant Sutra, Kapitel 5, Übersetzung von Mingqing Xu
[iv] Diamant Sutra, Kapitel 26, Übersetzung vom International Zen-Temple in Berlin
[v] Diamant Sutra, Kapitel 32, Übersetzung vom International Zen-Temple in Berlin
[vi] 此乃通釋般若所以離過之意。謂般若真空所以永離諸過者。以此中清淨無物。故無五蘊之跡。不但無五蘊。亦無六根。不但無六根。亦無六塵。不但無六塵。亦無六識。斯則根塵識界。皆凡夫法。般若真空。總皆離之。——般若波羅蜜多心經直說 憨山大師述
[vii] 良以佛境如空無所依。若以有所得心而求之。皆非真也。以般若真空體中本無此事。故曰無智亦無得。無得乃真得。方得為究竟耳。——般若波羅蜜多心經直說 憨山大師述
[viii] Diamant Sutra, Kapitel 7, Übersetzung vom International Zen-Temple in Berlin
[ix] Diamant Sutra, Kapitel 6, Übersetzung vom International Zen-Temple in Berlin
[x] […] 佛陀四十九年說法,所講的只有「空」而已,破除我執才能達到空。而明師一指已然超生,但是接著就要破累世的宿習,去煩惱障,否則還是不能了生死,還是在輪迴當中流轉。所謂:「身是菩提樹,心如明鏡台,時時勤拂拭,勿使惹塵埃。」這是一般人將身、心視為「有」,已落於「常」(永遠存在),是為斷滅,而斷滅乃因緣合和而成,沒有至性而有名相。又謂:「菩提本無樹,明鏡亦非台,本來無一物,何處惹塵埃。」則是將身、心視為「無」,而非斷滅,[…] 今日既要精進,就必須先達到空(無)的階段,然後再有,之後才能真空妙有 […] 因緣結得少的好修道,而因緣既然結了也不要怨天尤人,盡自己的本分了緣就是。至於如何了?由「心」著手,當中切忌有法執,若一心念著我有罪我要了罪,也是一個障礙。有言:罪福本空應無住,心能造業,心能轉業,業性本是空。有德不在年高,無智空長年歲。智慧者處處能覺,由修道的過程中覺察,達到修道的最後目標覺悟。在求道的當下每一個人均已明體,只因知障而無法悟空,故要時時觀照,由心由潛意識下手,轉而步入空境,而且能夠無住,不在善惡福罪當中偏浮 […]
Kategorien:Herzsutra 心经
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